Ein Zufall ist, wenn einem etwas „zufällt.“ In meinem Fall ist das ein alter Freund, den ich seit Jahren nicht gesehen habe. Roman Shamov kann und macht im Grunde alles. In erster Linie ist er Schauspieler. Wandlungsfähig und sehr tiefgründig. Außerdem ist er Musiker, unter anderem in seiner Band Weird Fishes und als Meystersinger zusammen mit seiner Kollegin Lucy van Org in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Ein Hörbuch hat er auch gerade eingesprochen. „Miami Weiss: Insane City“ von Dave Barry. Zusätzlich arbeitet Roman als Barkeeper im Berghain. Der Mann kommt rum.
Ich treffe ihn genau an dem Tag wieder, an dem ich ihn brauche. Denn er ist ganz nebenbei auch noch Atemtherapeut. Groß vermarkten will er das gar nicht. Er ist in erster Linie eben Schauspieler. Zu viele Breie verderben den Koch. Ich erzähle ihm von einer kleinen Krise, in der ich mich derzeit befinde, und er lädt mich zu einer Session ein. Wir reden, wir atmen. Sehr tief ein und aus. Er löst mit seinen Händen Blockaden, lässt mich den Körper spüren, in dem ich lebe. Nach zwei Stunden fühle ich mich definitiv besser, freier, entspannter. Und ich werde jetzt öfter hingehen.
Seine Gruppenabende sind unglaublich gut besucht. Sie heißen: Atem, der Abendworkshop und finden statt bei den Wohlfühlern in der Kollwitzstrasse 77 im Prenzlauer Berg. In einem von Efeu bewachsenen und märchenhaften Gartenhaus treffen sich ein- bis zweimal im Monat gestresste Hauptstädter, um mal loszulassen.
So viel Frieden mit so wenig Aufwand
Nach einer kurzen Vorstellung geht es los. Fünfzehn Minuten wird nach Anleitung geatmet. Das klingt leichter als es ist, und ich stelle fest, dass ich im Alltag viel zu oft nach Luft ringe, weil ich das Atmen einfach vergesse. Das Beste – beim so intensiven Atmen kann ich nicht denken. Das Kopfkarussell steht endlich still. So viel Frieden mit so wenig Aufwand. Dazu die sehr tiefe und beruhigende Stimme Romans; man möchte eigentlich, dass er einem abends zum Einschlafen auch noch mal was vorliest.
Zwischendurch gibt es eine kleine Trommelei, die im ganzen Körper zu spüren ist, und eine Meditation. Zum Schluss wird noch einmal im Liegen mit Musik geatmet.
Ich bin eine ziemliche Realistin und glaube nicht an Zauberei. Genau deswegen bin ich hier auch gut aufgehoben. Es geht um Ruhe, um Entspannung, darum, den eigenen Körper wieder besser zu spüren. Das kann in einer Stadt wie Berlin wahrscheinlich jeder Zweite gut gebrauchen. Ich bin froh, dass mir die Atemtherapie genau in dem Moment „zugefallen“ ist, in der ich sie brauche.
Die nächsten Termine: 25.8. und 23.9. Der Kurs dauert zwei Stunden, die sich wirklich lohnen. Wir sehen uns. Tief ein, tief aus. Mehr Infos zum den Wohlfühlern