Wer eine Wasserratte ist, wie ich, Schwimmbäder aber meidet, wie ich, ist ziemlich aufgeschmissen. Oder muss eine Runde in der eigenen Badewanne drehen. Endlich gibt es eine Alternative für die, die nicht gerne in öffentlichen Bädern oder Seen im Bikini rumspringen möchten (ja, ich bin prüde!) aber Lust auf Wasser haben. Und dafür fahre ich gerne den Weg über die Heerstraße nach Spandau. Hier, in der Biberburg, kann ich heute unter Wasser Fahrrad fahren. Ich kann es mir noch nicht ansatzweise vorstellen.
Das Erste, was mich fröhlich stimmt, ist die Vielzahl an Parkplätzen. Die Biberburg ist ein Orthopädiezentrum, in dem sich unter anderem Berliner Spitzensportler behandeln lassen, es gibt ein kleines Bistro und viel Grün. Ich fühle mich jetzt schon wie beim Ausflug in ein Erholungsgebiet.
Hightech-Badewanne mit Fahrrad
Ich betrete die neuen, leuchtend grünen Räumlichkeiten von Wasserkraft und werde vom Chef Axel Reinke nacheinander in zwei schöne Wellnessbereiche geführt. In beiden Räumen steht jeweils eine Art Badewanne. Im Grunde ist sie so breit und lang wie eine normale Wanne, aber sehr viel höher. In der Wanne ist Wasser, ziemlich kühl, ein Fahrrad ist eingelassen und festgeschraubt. Links und rechts befinden sich Düsen. Das Wasser leuchtet abwechselnd in verschiedenen Farben, also sogar eine kleine Lichttherapie ist dabei. Das Ganze nennt sich Spa Bike, ein Gerät, das es so nicht nochmal gibt in der Stadt.
Zwei Spa Bikes hat Axel, eines zum heftig Lostreten im Sitzen, ein bequemeres zum Liegen. Ich will gleich sportlich werden und lasse mir auf einem kleinen Monitor wie bei einem richtigen Laufrad ein mittelschwieriges Programm einstellen. Mich gruselt es etwas, dass das Wasser so kühl ist. Das sei aber wichtig, sagt Axel, wegen des Kreislaufs. Und es würde mich gleich nicht mehr stören. Er lässt mich in dem Zimmer kurz alleine und lässt mir von seiner sehr freundlichen Mitarbeiterin Birgit ein Handtuch und ein Wasser bringen, während ich meinen Bikini anziehe.
Aus Megadüsen kommen Wasserstrahlen
Birgit erklärt mir genau, was ich machen muss. Viel ist es nicht. Ich muss mich ins Wasser gleiten lassen, vorsichtig, mich auf den Sattel setzen und meine Füße in die Pedalen stecken. Ob das Wasser jedes Mal gewechselt wird, wenn ein neuer Kunde kommt, frage ich. „Natürlich!“ Überhaupt wirkt alles unglaublich sauber und gepflegt. Und kalt ist mir tatsächlich nicht, das Wasser geht mir auch nur bis zur Hüfte. Und los geht’s! Das Programm wird gestartet. Aus den Massagedüsen kommen Wasserstrahlen, die während des Radelns für einen extra Effekt sorgen sollen. Ich soll eine halbe Stunde in Intervallen fahren, alle zehn Minuten kommt Birgit und schaut nach mir.
Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, mich anzustrengen, obwohl ich mich wirklich abstrampele. Ich hätte gedacht, der Wasserdruck würde es schwieriger machen. Das Einzige was passiert, ist dass ich anfange, Schweißperlen auf der Stirn zu bekommen. Das ist ja toll. Wirkung ohne Anstrengung. Langweilig wird mir in der halben Stunde nicht. Obwohl es weder Fernsehen noch Musik gibt, weil die Düsen einfach zu laut wären, um etwas zu hören. Ich genieße das Radeln, die verschiedenen Farben, lasse Gedanken kommen und gehen und bin einfach froh, dass ich hier alleine sein kann.
Der Kalorienverbrauch ist enorm
Sobald ich zu langsam fahre, leuchtet ein rotes Lämpchen und erinnert mich daran, nicht faul zu werden. Wie ein kleiner, eingebauter Personal Trainer. Mir wird sehr schnell klar, das mache ich jetzt öfter. Nach einer halben Stunde steige ich nach Einweisung von Birgit aus dem Wasser und fühle mich total erfrischt und nicht so, als hätte ich gerade eine halbe Stunde Sport gemacht. Dabei, und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, habe ich laut Monitor in dieser halben Stunde 929 Kalorien verbrannt! Zum Genießen steige ich auch noch einmal in die gemütlichere Wanne, in der ich liege, während ich, viel ruhiger, auch hier unter Wasser radele. Und ganz kurz wünsche ich mir, dass ich im nächsten Leben bitte eine Meerjungfrau werde!