Der Berliner Sommer dauert im Schnitt ja immer so zwischen fünf und sechs Minuten. Irgendwie muss die Zeit genutzt werden. Lange Schlangen an den Badeseen, wer nicht einmal Boot fährt oder sich ins Café am Neuen See drängt ist doof, (ich zum Beispiel liebe nichts mehr, als an einem sonnigen, heißen Tag im kühlen, dunklen Zimmer zu liegen und Mittagsschlaf zu halten – bitte keinen Druck!) und natürlich haben die Eisdielen Hochkonjunktur!
Normalerweise kriege ich (wieder untypisch!) Heißhunger auf Currywurst und Pommes, sobald die 25 Grad-Marke geknackt ist, aber wenn mir jemand von wirklich gutem Eis vorschwärmt, mache ich eine Ausnahme und haue mir auch mal Süßes rein. Gutes Eis soll es, sagt ein Freund, in Steglitz geben, am Knausplatz. Und der Laden soll ganz in rosa gehalten sein. Mein inneres kleines Mädchen zieht sich weiße Kniestrümpfe und schwarze Lackschuhchen an und macht sich auf den Weg.
Waffelgeruch im Puppenhäuschen
Es gibt natürlich selbstgemachtes Eis. Cookies, Pfirsich-Maracuja, Minze, Kirsch, Krokant, weiße Schokolade. Ich entscheide mich für salziges Karamell und die Spezialität des Hauses: „Aseli-Eis“, das original nach diesen weißen Mäusen schmeckt. Das ist wirklich mal was Besonderes. Ich setze mich mit meinen Freunden vor das Eiscafé und bin beglückt von meinem perfekten Schälchen, ganz niedlich dekoriert mit einer Mini-weißen Maus und einer knusprigen Waffel. Ich inhaliere meine Portion (das salzige Karamell schmeckt wie „Brauner Bär“ – eine Eissorte, die die Erwachsenen von früher kennen) und lasse mir dann in der süßen Puppenhauskulisse die Sonne auf die Nase scheinen. Ob es geschmeckt hat, fragt mich die kecke Italienerin, die uns bedient hat, und ich habe kurz ein bisschen Sehnsucht nach meinem letzten Toskana-Urlaub. „Ja! Molto bene!“
Eiswagen zu verleihen
Nach einer guten Stunde verabschiede ich mich von meinen Freunden und meinem kleinen Mädchenparadies, tausche die inneren Strümpfe und die Lackschuhe gegen schmutzige, schwere Lederboots und lasse mir von meinem Freund einen riesigen Cheeseburger auf den Grill hauen. So sehr ich mein inneres, kleines Mädchen schätze, mein Feierabendbier trinke ich gerne als Truckerbraut mit den Füßen auf dem Tisch und einem schönen Stück Fleisch auf dem Teller.