27 Grad. Der Blick schweift über den Strand. Ich sitze unter einem riesigen Sonnenschirm, schütze mein Gesicht zusätzlich durch einen riesigen Strohhut vor der Sonne, meine große Sonnenbrille lässt nur vermuten, wo ich gerade hinschaue. Vielleicht schaue ich auf eins der vielen Motorboote auf dem Wasser, oder auf das Pärchen, das im Sand nackt Federball spielt. Eine leichte Brise umspielt meine Nase. Ich liebe es, mir vorzustellen, ich sei Teil eines Films. Ich wäre wahrscheinlich Grace Kelly, ich säße wahrscheinlich in irgendeinem Café in Nizza und wäre mit einem edlen Herrn verabredet, der noch eine Flasche Champagner bestellt.
Prominent ist hier keiner, außer vielleicht Manuel Werner, den ich als Kind immer gerne mit seiner Sendung „Ars Vivendi“ im Fernsehen gesehen habe. Ansonsten bin ich durchweg vom Publikum begeistert – als wäre ich in Florida, in einer reichen Seniorengegend. Ältere Damen mit knallrosa Seidenblusen, fettem Goldschmuck, ich sehe große Sonnenhüte, sensationelle Sonnenbrillen und so professionell ondulierte Frisuren, dass ich jetzt schon weiß – später will ich genauso Alexis Carrington sein wie diese Damen. So unglaublich schick, so USA.
Die große Offenbarung auf dem Teller
Ich bestelle Wiener Schnitzel mit Kartoffeln und Spargel. Was kurze Zeit später vor mir steht, ist eine Mischung aus Offenbarung und Überforderung. Das Schnitzel ist etwa so groß wie ein Schulbus. Ich bestelle Ketchup. Ich weiß, das macht man nicht. Aber es schmeckt mir so, und es ist herrlich, wenn der Service mich nicht merken lässt, dass ich ein kulinarischer Vollidiot bin. „Klar, bringe ich gleich.“ Das sind schon mal zwei Punkte von zehn.
Dazu der Blick auf den See und das Strandbad. Auf Bäume, schöne Herrschaften und dazu eine unglaubliche Ruhe. Die Wannseeterrassen sind definitiv mein Lieblingstipp für den Sommer. Für Tage, an denen der Privatjet streikt, an denen Grace Kelly die schönere Alternative zum „Ich“ ist, oder einfach ein verdammt gutes Schnitzel auf den Teller muss. Mit Strohhut wäre schön. Und pinkfarbenem Blouson. Oder, ganz simpel, ein perfekter Ausblick für die, die es einfach gerne schön haben und einen sensationellen Ausblick schätzen.