Als ich gefragt werde, ob ich gerne mal an einer schamanischen Schwitzhütte teilnehmen möchte, sage ich sofort „ja“! Alles, was neu ist, reizt mich. Ich lerne gerne neue Dinge kennen, erweitere meinen Horizont und versuche, nicht zu bewerten. Mein Freund zeigt mir einen Vogel. Er hält alles Esoterische für Quatsch. Ich finde, so lange mir niemand schadet, bin ich offen für alles. Was kann ich kleiner Mensch schon wissen über das, was zwischen Himmel und Erde alles möglich ist. Was ich an diesem regnerischen Samstag erleben werde, den ich mir aussuche, um meine erste Schwitzhütte „mitzumachen“, habe ich nicht ansatzweise erwartet. Es ist auf jeden Fall das Krasseste, was ich seit langer Zeit erfahren habe.
Indianische Tradition
Ingo und Ingrid werden uns durch den Tag führen. Die beiden haben zehn Jahre bei Lakota-Indianern gelebt und gelernt. Zusammen mit etwa acht Menschen, die ich nicht kenne und die sich auch angemeldet haben, sitzen wir in der gemütlichen Bauernküche. Weißer Salbei wird verbrannt, um die Energien zu reinigen. Warum wir alle hier sind, sollen wir nacheinander erzählen. Manche haben Schmerzen, die sie loswerden möchten. Ein hübsches Mädchen um die zwanzig erzählt, sie hätte einen schwarzen Schleier über dem Herzen, und ich gebe zu, dass ich einfach Lust habe auf ein Abenteuer.
Bevor es in die Schwitzhütte geht, ziehe ich mein Kleidchen an und stelle mich barfuß an den kleinen Eingang des Zeltes, ein Stück Decke, das jetzt noch hochgeklappt ist.
Ein großes Abenteuer
So ganz möchte ich gar nicht eingehen auf das, was in den nächsten Stunden in diesem Zelt passiert. Jeder erlebt hier seine eigene Geschichte und ich will gar nicht beeinflussen, mit welchem Gefühl ein Mensch dort reingeht. Ich kann sagen – es ist sehr intensiv. Es ist dunkel, sehr heiß, man ist gezwungen, sich seinen eigenen Gedanken, dem eigenen Ego, den eigenen Themen zu widmen – und zwar komplett. Es wird wenig gesprochen, und wenn, geht es um das, was wir uns wünschen, wofür wir dankbar sind und was wir in unserem Leben verbessern möchten. Natürlich alles begleitet von den Spirits und den Großvätern.
Wem kann ich das nun empfehlen? Erst mal allen, die Selbsterfahrung mögen. Sich mit sich selbst auseinandersetzen können und wollen. Die Dinge zulassen, an die sie vielleicht nicht selber glauben. Und natürlich allen, die sowieso Zauberwesen sind und solche Erfahrungen schätzen und lieben. Für mich war es ein einmaliges, großes und bedeutungsvolles Abenteuer. Aber ehrlich gesagt ziehe ich ein intensives Gespräch in einer gemütlichen Küche bei einem Glas Wein vor. Missen möchte ich trotzdem nicht, was ich erlebt habe. Wegen der vielen Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen ich kleiner Mensch nicht den Hauch einer Ahnung haben kann….