Das, was einen an die Kindheit erinnert, ist das, was man oft liebt, wenn man schon „groß“ ist. Meine Kindheit war geprägt von saftigen Wiesen, kleinen Wanderschühchen, „Kuhspringen“ (im Stall von Kuh zu Kuh gelangen ohne den Boden zu berühren – ein Spaß für eine sechsjährige Stadtgöre!) und saftigen, frischen Schnitzeln von glücklichen (so glücklich es eben geht, wenn man am Ende des Tages gegessen wird) Schweinen.
Die Sommerferien habe ich mein halbes Leben in Kärnten bei meiner Tante verbracht. Ein Highlight war die unfassbar gute Küche der Österreicher. Saftgulasch, Spinatknödel, Vogerlsalat, Schnitzel, Erdäpfelsalat und Kaiserschmarrn. Die Liste ist endlos. So erfreue ich mich auch immer, wenn es zum Abendessen in ein österreichisches Lokal geht. Am Besten in guter Gesellschaft natürlich. Und ich muss zugeben, ich esse seit Jahren wirklich immer nur Schnitzel beim Österreicher.
Auch im „Sissi“ gucke ich selten in die Karte, was schade ist, denn es gibt hier so viel Gutes! Im Grunde macht es keinen Unterschied, ob ich meine Freunde zu mir nach Hause einlade oder mich hier auf einen gemütlichen Abend treffe. Die Wohnzimmeratmosphäre liebe ich, das ist auch etwas, das Berlin unbedingt ausmacht. Kleine Oasen, die einem das Gefühl geben, die Stadt sei gar nicht so groß und laut. Die Wände pink, der Kamin knistert. Der Platz ist so eng bemessen, dass man auch mal das Gespräch der Tischnachbarn belauschen kann, wenn man sich selbst nicht so viel zu erzählen hat. Also unbedingt vorher reservieren – es ist schnell mal jeder der wenigen Tische ausgebucht.
Vom kleinen Laden zum Restaurant
Erstaunlicherweise schafft es das Sissi, nicht einengend zu wirken, sondern einfach nur gemütlich. Vielleicht liegt es am angenehmen Publikum. Oder an der kuscheligen Wärme im Restaurant. Oder an dem Service, der wirkt, als sei man wirklich bei Freunden zu Hause. Meine kleine, lustige Gesellschaft und ich sitzen an diesem Abend an unserem Lieblingstisch direkt vor dem Feuer. Ich bestelle Schnitzel, meine Freunde Backhendl und Roastbeef. Vorher teilen wir uns einen wirklich sensationellen Flammkuchen. Dazu gibt es einen Riesling, die Weinkarte ist superb, beraten wird sehr, sehr gerne.
Mein Fazit – wer gerne gutes Schnitzel mag, eine kuschelige Wohnzimmeratmosphäre schätzt und nicht unbedingt spontan hinfahren möchte (die schönsten Plätze sind ja meist besetzt), ist hier fantastisch aufgehoben. Und wer kein Schnitzel mag, wird sich bei der großen Auswahl und wechselnder Wochenkarte trotzdem sehr wohlfühlen. Sissi hätt´s geliebt!