Der Keks, auf dem ich herumkaue, schmeckt ganz leicht nach Banane. Im Abgang leicht bitter, aber interessant. Ich könnte gut und gerne eine Packung davon essen, weil ich nicht der größte Süßkramfan bin und diese Kekse auch nicht wirklich süß sind. Sie schmecken gesund, aber nicht so anstrengend gesund. Vielleicht kaufe ich eine Tüte.
Erwähnte ich schon, dass ich von einer Packung Hundekekse spreche? Nicht. Aber in diesen Keksen ist nichts drin, was ein Mensch nicht auch vertragen oder sehr lecker finden könnte. Ich bin in Wilmersdorf, im Königsplätzchen, der Hundekeksbäckerei. Hier führt mich der Chef des Hauses, Matthias Schellhorn, durch die kleine Keksmanufaktur. Wobei – der eigentliche Chef des Hauses sitzt mir zu Füßen und schaut mich aus großen Hundeaugen an. Kalle ist neun Jahre alt, Internetstar, eingetragene Marke („King Kalle“) und hat mal einen Pokal gewonnen. Im Dackelrennen. Als Langsamster.
Matthias hat Kalle von seiner Mutter geerbt, die vor drei Jahren verstorben ist. Und damit auch einen sehr kranken Hund, der so schwer allergisch auf Futter und Zusatzstoffe reagierte, dass er ständig epileptische Anfälle bekam. Und weil es selbst in Spezialläden keine Leckerlis gibt, die Kalle verträgt, fängt der gelernte Konditor und Koch an, Kekse für den Hund zu backen mit lauter Dingen, die Kalle gut tun. Banane und Dinkelmehl zum Beispiel. Olivenöl. Und weil Kalle eine eigene Facebook Seite hat und viele Fans, wollten diese Fans endlich auch solche Kekse haben. Also musste ein Laden her.
Es könnte auch dein Hund sein
Die Kekse, die Matthias entwickelt, kommen erst ins Labor und werden analysiert, dann bekommt das Veterinäramt das Rezept und dann kann es auch schon langsam losgehen mit dem Verkauf. Übers Internet boomen vor allem „Kallebana“ mit Bananen, Apfel und Haferflocken und „Kallelob“ mit Soja und Mandeln. Sämtliche Zutaten sind Bio. Teilweise glutenfrei.
Was nach Hipstertrend klingt ist tatsächlich ein Geschenk. Ich selbst habe einen so allergischen Hund, der gegen alles, aber wirklich alles allergisch ist. Es ist so schwer, etwas zu finden, das keine krasse Reaktion hervorruft.
Wer Kalle und seinen neuen kleinen Freund Richard Löwenherz (zum Fressen putzig: ein 18 Wochen altes Rauhaardackelbaby) treffen will, besucht die drei im Laden. Hier gibt es auch King Kalle Accessoires vom Hundehalstuch über Kalender, Autogrammkarten und Autoaufklebern bis zur Pfötchensalbe. Für die Welpen gibt es ein ähnliches Repertoire in der „Richard Löwenherz Kollektion“. Besonders witzig sind die kleinen Zotteldeckchen, in denen man Leckerlis verstecken kann, die die Hunde sich dann erschnüffeln. Die gibt es in den verschiedensten Farben, gerne auch in Sonderanfertigung ohne Aufpreis. „Ein Hertha-Fan wollte eine Decke in blau-weiß. Das ist dem Hund natürlich egal. Aber wir machen das sehr gerne!“
Matthias schaut seinen Kalle liebevoll an. „Eigentlich wollte ich den gar nicht haben. Meiner Mutter war er immer wichtiger als die eigenen Enkel, das hat mich sehr gestört. Jetzt möchte ich ihn nicht mehr missen.“ Kalles Fans auch nicht. Eine Facebook-Freundin hat ihm schon einen kleinen Königsumhang designt. Also ein echter King, der Kalle!