Als meine Freundin mich fragt, ob ich dieses eine wundervolle Café in Steglitz kenne, denke ich zwei Dinge. Erstens: Gott sei Dank ist das mal nicht in Mitte (als Zehlendorferin bin ich dankbar für alles, was nicht über dreißig Minuten dauert, um hinzukommen), und zweitens: Verdammt, eigentlich kenne ich nicht ein einziges wundervolles Café in Steglitz. Ich muss wirklich mehr gucken, was in meinem eigenen Kiez passiert. Ich bin neugierig und freue mich wie immer über alles Neue, das ich kennenlernen darf.
Erst mal Richtung Walther-Schreiber-Platz. Ich finde in der Gutsmuthsstraße neben dem ziemlich bekannten Asialaden einen guten Parkplatz. Ich sehe nichts, was von außen einem „wundervollen Café“ ähneln könnte. Ich bin selten hier in der Gegend, und ehrlich gesagt, die Straße gehört nicht zu meinen Lieblingen. Rückwand eines Einkaufszentrums eben. Idyllisch ist anders.
Das Café finde ich dann doch recht schnell, der Vorteil liegt im Namen. GM 26 – Gutsmuthsstraße 26. Und tatsächlich bin ich erst mal sprachlos, als ich durch den Hinterhof gehe, um zur Eingangstür zu gelangen. Blumenkübel, niedliche Tischchen, gemütliche Stühle – ich fühle mich sofort wie in einem kleinen Hofladen im Brandenburgischen. Auch wenn es an diesem Tag zu kalt ist, um draußen zu sitzen, hier scheint plötzlich die Sonne. Gefühlt jedenfalls.
Nichts passt zusammen, alles ist gut
Meine Freundin lässt ihr zuckersüßes Baby durch alle Zimmer krabbeln, das stört hier niemanden. Im Gegenteil, die anderen Gäste schauen verzückt auf die Kleine, die versucht, mit meiner Miley mitzuhalten, die neugierig alles beschnüffelt. Hunde mögen sie hier also auch. Am Schönsten finde ich es unten, direkt am Tresen. Ich werfe mich in einen weißen Schaukelstuhl mit Omipolster, sehr gemütlich und zufrieden mit Freundin, Hund und Baby. Ich bestelle einen Tee und frische Ravioli, ohne Fleisch. Es gibt sehr wenige Gerichte, das halte ich immer für ein gutes Zeichen. Meine Freundin bestellt einen glutenfreien Brownie (es hätte noch veganen Amaretto-Bananenkuchen gegeben), nicht etwa, weil sie nichts verträgt, sondern weil es wirklich nichts anderes gibt. Alles ist Bio, frisch, und frei von allem.
Ravioli zum Fotografieren
Dieser Laden gehört eigentlich wirklich nach Mitte. Meine vegetarischen Ravioli kommen. Die sind so sensationell angerichtet, dass ich kaum probieren, sondern nur fotografieren möchte. Seit ich wenig bis keine Fertiggerichte mehr esse und so gut wie immer frisch koche, meine ich, sehr viel intensiver zu schmecken. Ich merke sofort, wenn ich eine Sauce aus der Dose serviert bekomme. Oder Aufgetautes. Ich werde nie ein Gourmet sein, aber seit ich bewusster esse, habe ich das Gefühl, dass ich bei allem mehr auf Qualität achte. Damit verbessert sich einfach das Lebensgefühl. Und das wird mit diesen Ravioli besonders verwöhnt. Wahnsinnig gut! Ich probiere auch den Kuchen ohne alles – nicht so mein Ding. Aber Kuchen war sowieso nie eine meiner Leidenschaften.
Ansonsten bin ich komplett in diesen Laden verliebt. Der Service ist super – schnell, freundlich, und gleich auf Hipster-Du. Wieder habe ich so eine kleine Oase in meiner Großstadtheimat gefunden und werde noch oft hier sitzen. Vor allem im Sommer, wenn sich der kleine Hinterhof wieder in einen Biergarten verwandelt. Und weil in diesem süßen Café so viel Platz ist, empfehle ich es auch jedem, der mich fragt, wo es schön ist. Oder schreibe es ihm. Wie hier.