Wild, laut, anstrengend, ein bisschen durchgeknallt – das sind alles Dinge, die ich sofort unterschreibe, wenn es um mich geht. Immerhin muss ich 24 Stunden am Tag mit mir abhängen, das ist nicht immer einfach. Und zwischendurch, um Luft zu holen, brauche ich einfach Ruhe, ja, irgendwie auch von mir selbst. Ich bewundere Menschen, die Ihre innere Stille in der Gemeinschaft finden. Die komplett entspannen können in einem Yoga-Raum voller fremder Menschen zum Beispiel, oder beim Schwitzen in der Sauna, meist ist man da ja leider auch selten alleine.
Ein magischer Ausflug
Als ich meinem Freund erzähle, dass ich zum Sonnenuntergang hier mit ihm spazieren will, wundert er sich nicht. Es gäbe ja sehr viele schöne Friedhöfe in der Stadt, und dann zählt er einige auf. Von diesem ist er trotzdem genauso fasziniert wie ich. Die Anlage ist einer der schönsten Parks, die ich in dieser Stadt kenne. Sobald ich die schwere Tür am Eingang hinter mir schließe, ist alles wie weichgezeichnet. Ich möchte nicht viel sprechen, um diese unglaubliche Ruhe nicht zu stören. Ich erinnere mich jedes Mal an den Moment, in dem Schneewittchen im alten Disneyfilm auf das Haus der sieben Zwerge stößt. Es ist ein Gefühl der Sicherheit, ein kleines bisschen gruselig aber unfassbar magisch.
Der Alltag ist teilweise so irrsinnig laut, Menschen sind nicht immer freundlich, die Welt kann an Tagen auch einfach hässlich und gemein sein. Hier ist es so unglaublich ruhig und idyllisch, ich möchte die Luft anhalten, oder wenigstens den Moment. Ich vergesse sogar, Fotos zu machen – immer ein Zeichen dafür, dass ich wirklich überwältigt bin. Natürlich mache ich meine Bilder zum Schluss trotzdem.
Im Grunde meines Herzens bin ich gar nicht so laut und wild, wie ich manchmal wirke. Eigentlich bin ich immer noch ein kleines Mädchen, das an Feen und Magie und freundliche Energien glaubt. Und ich schwöre, ich habe eine kleine Elfe durch das Gras huschen sehen. Wirklich! Na gut. Habe ich nicht. Aber ich glaube, ich würde eine sehen, wenn ich lange genug suchte. In meinem ganz persönlichen Garten der Stille.
Für meine geliebte Großmutter Margarete.