Es ist erst zehn Jahre her, dass Hochschulen und Politiker das Projekt German University Cairo (GUC) gemeinsam angingen. Das Ziel: eine deutsche Universität in Ägypten. Nun kommt die Hochschule zurück nach Deutschland, und das ist keine Flucht, sondern eine Erweiterung. Einen neuen Campus soll es geben und zwar in Reinickendorf, in der Nähe des Borsigturms. Der Kaufvertrag sei unterschrieben, eröffnete Hans Wolff, Vorstandsvorsitzender der GUC, einem Tagesspiegel-Reporter. Wolff agierte einst als Rektor für die Universität Ulm, arbeitet aber seit der Entstehung der GUC mit der Universität zusammen. Zu den Plänen der Uni sagt er: „Mittelfristig entsteht in Berlin ein GUC-Campus.“
Start schon im Wintersemester
Für das Curriculum des kommenden Wintersemesters sind sechs bis acht Kurse geplant, die sich jeweils über zwei Semester erstrecken. Man wird zwischen Ingenieurwesen, Pharmazie, Management-Technologie und Architektur wählen können. Wolff erwartet, dass sich zu Beginn 150 Studierende einschreiben werden. Die Zusammenarbeit zwischen in Deutschland ansässigen Universitäten und der GUC konzentrierte sich bis vor kurzem auf die Partnerhochschulen Ulm und Stuttgart sowie die Kontakte zur Universität in Tübingen. Berlin ist ein neues Pflaster für die Bildungsstätte. Man witzelte bereits, dass die GUC keine deutsche, sondern eher eine schwäbische Hochschule in Ägypten sei, erzählt Wolff. Dabei ist sie mit 8000 eingeschriebenen Studenten die größte deutsche Hochschule außerhalb der Bundesrepublik. Durch den Campus findet sich die GUC nun auch in Berlin wieder. Über Geld möchte Wolff nicht im Detail reden, aber einen „einstelligen Millionenbetrag“ ließ er im Raum stehen.
Die GUC-Studenten in Kairo unterstützen auch die demokratischen Anstrengungen in ihrer Heimat. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) organisiert Begegnungen zwischen seinen Stipendiaten und der deutschen Politik und Wirtschaft. Sind diese Ereignisse ein Modell für die GUC? Wolff schüttelt den Kopf: „Wir sind politisch neutral, wollen keine Politik auf dem Campus.“ Der „Kolonialismus“, an dem sich die deutsche Attitüde der Einrichtungen in Ägypten bedient, besonders bei politischer Schulung, sei für Wolff fehl am Platz. Die Zweigstelle des GUC in Deutschland fokussiere den Schwerpunkt neben dem Studium auf die persönlichen Erfahrungen eines Auslandaufenthalts, sowie auf Verbindungen mit ansässigen Professoren, die vorerst die Lehre übernehmen sollen.