Bähr, 36, stammt ursprünglich aus Frankfurt am Main, lebt aber schon seit über 15 Jahren in Berlin. Eine echte Berlinerin sei sie deshalb noch lange nicht, denn auch nach so langer Zeit gäbe es für sie immer noch Ecken, die es zu entdecken gilt. Wir treffen uns im Café Goldmarie, wunderschön gelegen nahe dem Landwehrkanal. „Hier sind die Kuchen und Torten fast so gut wie bei meiner Mutter“, schwärmt sie. Der Kuchen dort ist wirklich zu empfehlen und von Schokoladen- über Himbeer- und Käse-Mohn-Torte gibt es fast alles, was das Herz begehrt. Das Café Goldmarie liegt im Graefekiez. Dort wohnt Bähr mit ihrem Freund in einem alten Haus, das sie drei Jahre lang ausgebaut haben.
Leben im Graefekiez
Den Graefekiez macht Bähr zufolge die familiäre Atmosphäre aus. Es wäre komisch, sagt sie, wenn man beim Brötchen holen nicht mindestens fünf Menschen träfe, mit denen man ein kleines Schwätzchen halten kann. Dieses Familiäre und Überschaubare habe Bähr vorher in keinem anderen Berliner Stadtbezirk erlebt und schätze es sehr. „Hier grüßt man sich noch. Außerdem ist alles, was man braucht, vorhanden. Es gibt eine schöne Kneipenkultur, eine Vielzahl an Restaurants, kleine Lädchen, den Biowochenmarkt direkt vor der Tür, kleine Bastelgeschäfte und der Kiez ist auch noch wahnsinnig grün. Man kann sogar im Grünen bis zum Tempelhofer Feld durchlaufen. Man ist direkt am Planufer und hat dort den alten Urbanhafen, wo man Schwäne füttern und auf einem Boot essen kann. Das ist viel in einem“, sagt die Schauspielerin.
Entspannen kann sie am besten am Wasser. In ihrem Kiez sollte man das Amour Fou nicht verpassen. „Dort gibt es bessere Kuchen und Torten als bei meiner Mutter“, schwärmt Luise. „Und wenn man Lakritze mag, sollte man auch unbedingt ins Lakritzfachgeschäft Kadó gehen! Und natürlich zu Hannes, dem Wirt vom Wirtshaus zum Mitterhofer, wo es meiner Meinung nach das beste Schnitzel Berlins gibt“, empfiehlt die Schauspielerin. Alternativ geht es nach einem leckeren Abendessen im Marques einfach in den Keller des spanischen Restaurants und entdeckt dort eine kleine, feine, englisch angehauchte Bar mit fantastischen Cocktails. Wer es einfacher mag, trinkt ein Bier in der Ankerklause, schmeißt die Jukebox an und ist am Ende des Abends garantiert um ein spannendes Gespräch reicher.
Vom Glück geküsst
Die Zukunft des Graefekiezes sieht Luise Bähr entspannt. Er habe eine gute Mischung aus sozialem Wohnungsbau und klassischen Altbau. Klar sei die Stadt im Wandel und auch die Gentrifizierung mache vor dem Graefekiez keinen Halt. Doch die größeren Veränderungen fänden derzeit in den angrenzenden Kiezen statt, was die Lage hoffentlich etwas entspanne. Für Bähr könne es in ihrem Kiez ruhig so bleiben, wie es jetzt ist. An Berlin im Allgemeinen liebt sie, dass man Städtereisen innerhalb der Stadt machen kann.
Seit sie sechs Jahre alt ist, schauspielert Luise Bähr und fühlt sich vom „Glück geküsst“, weil sie ihr Hobby zum Beruf machen konnte. Zurzeit steht sie wieder für „Die Bergretter“ (ZDF) vor der Kamera. Gedreht wird in der Steiermark im Luftkurort Ramsau am Dachstein. Dort lebt sie während der Dreharbeiten beim Tierarzt auf einem Bauernhof. Größer könnte der Kontrast wohl nicht sein. „Da kann die Berliner Stadtluft natürlich bei weitem nicht mithalten. Aber so ganz ohne sie würde mir die Luft zum Atmen fehlen.“ Berlin, sie liebt dir.