Diese Einwohnerversammlung sollte Politiker und Bürger miteinander ins Gespräch bringen, um „einvernehmliche, konstruktive Lösungen zu diskutieren und miteinander Ideen für ein ‚Quo Vadis‘ Görlitzer Park zu entwickeln“. Nach ihrer Begrüßung wünschte Sabine Schweele, die Moderatorin im Chip Jugendhaus, allen eine interessante Veranstaltung in einer „zivilisierten und niveauvollen“ Atmosphäre. Misst man die Ergebnisse des Abends an diesen Ansprüchen, ist die Versammlung hoffnungslos gescheitert. Dafür spricht auch, dass die Organisatoren die Veranstaltung eine Stunde vor ihrem offiziellen Ende abbrachen.
Anfangs ging es noch rücksichtsvoll zu. Die Initiativenvertreter sprachen, kritisierten den Mangel an finanzieller Unterstützung für ihre Arbeit und Ideen, teilweise auch zu wenig Engagement der Anwohner für ihre Aktionen. Anschließend sollte das Podium zu Wort kommen – zuerst Staatssekretär Krömer. Kein guter Einstand, wie sich zeigte, denn sofort hoben Kritiker zu Pfiffen und Rufen an, „Krömer vertreiben, Geflüchtete bleiben“, „Refugees are welcome here“ und immer wieder „Hau ab!“ hieß es etwa.
Streit im Publikum
Als Reaktion kam es zu Zwiegesprächen zwischen der lautstarken Gruppe und jenen, die allen Wortbeiträgen folgen wollten. „Ich möchte bis zum Schluss die Veranstaltung stören“, gab einer der Lautstarken zu. Er wolle Krömer keine Möglichkeit geben, seinen „Unsinn“ zu verbreiten. Der explizite Wunsch anderer Teilnehmer, zuhören und sich selbst eine Meinung bilden zu dürfen, prallte an unverrückbaren Überzeugungen ab. Die Veranstalter verordneten daraufhin eine Ruhepause.
Auch im zweiten Anlauf kamen die Podiumsmitglieder nicht zu Wort. Einzig Bezirksbürgermeisterin Herrmann schaffte es, etwas in den Lärm zu brüllen. Sie berichtete von Ängsten der Anwohner und sexuellen Übergriffen auf Frauen im Park, denen man sich mit Maßnahmen stellen müsse. Bürgerinitiativen und Strategien vor Ort könnten finanziell unterstützt werden, glaubt sie. Es folgte Applaus, von einigen Anwesenden auch im Stehen. Nach Schweeles abgelehntem Vorschlag, die „Störer“ im Sinne der Diskussion von den Sicherheitskräften aus dem Raum entfernen zu lassen wurde die Veranstaltung schließlich abgebrochen.
Aufgeben ist auch keine Lösung
Sowohl Jaath als auch Herrmann betonten, es sei es sehr schade, dass die Vertreter von Polizei und Task Force nicht zu Wort gekommen seien. Auch die Bezirkspolitiker wüssten bisher nämlich nicht, welche Konzepte die Polizei im Park verfolge, Innensenator Henkel halte sich dazu auch in internen Gesprächsrunden zurück. „Ich hätte gerne gehört, wie Herr Krömer sein Konzept, vor allem die Sonderzonen, umsetzen will. Das halte ich übrigens selbst für Quatsch“, so Herrmann. Und damit steht sie eindeutig nicht allein da in Kreuzberg. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal ja mehr über die Zukunft des Görlis zu erfahren.