Unternehmen im Kiez

Weißensee hat Pfeffer

Das Team von Spice for Life im Showroom.
Das Team von Spice for Life im Showroom. Zur Foto-Galerie
Die Firma "Spice for Life" möchte mit Bio-Produkten ein bisschen Freude aus unseren Gaumen kitzeln und bietet dafür feine Gewürze aus aller Welt. Ein Besuch in der Manufaktur in Weißensee.

Zugegeben, die Jungs und Mädels von „Spice for Life“ sitzen ein bisschen ab vom Schuss. Mit den Öffentlichen erreicht man das Unternehmen nur mit dem Bus; der hält dafür aber direkt vor der Tür. Aus dem Eingang der Firma, die in einem weißen Häuschen untergebracht ist, strömt der Duft einer Gemengelage aus schmackhaften Gewürzen. Hinter der Tür befinden sich Büro, Produktionsstätte, Lager und Showroom von Spice for Life.

Endlich Gewürze in guter Qualität

Mittlerweile ist die Firma seit drei Jahren im Würzgeschäft aktiv. Geschäftsführer Patrick Hahnel war eigentlich ein Programmierer mit ausgeprägter Affinität zu Gewürzen. Die hat er in Berlin aber nie in der Qualität gefunden, die er sich gewünscht hat. Und auch die Innovation hat ihm bei all den Standard-Gewürzmischungen im Regal gefehlt. Also fing er an, sich selbst Mischungen zusammenzubasteln, vor allem aus Pfeffer und Curry. Mit einem Programmierer-Kumpel zog Patrick dann einen Online-Shop für Gewürze mit guter Qualität auf. Das lief anfangs frei nach dem Motto: „Lass mal ’nen Online-Shop machen, hat ja heutzutage jeder“. Aber als das Konzept Erfolg hatte und eine Menge Arbeitsaufwand hinter sich her zog, stieg Patricks Freund aus.

Der Firmensitz von Spice for Life
Hahnel selbst aber hatte mit dem Shop seine Leidenschaft zur Profession gemacht. Seit 2011 gibt es bei „Spice for Life“ auch Gewürzmischungen für Wild, Bratkartoffeln oder Tacos, außerdem Himbeer- oder Lemon-Curry. Sie alle kommen ohne künstliche Aromastoffe aus. Biologisch angebaute und nachhaltig produzierte Grundgewürze wie Paprika, Pfeffer und Salz komplettieren das Sortiment. Aber da es zu langweilig wäre, die einfach so stehen zu lassen, hier noch ein kleines Namedropping abgefahrener Varianten der vermeintlich schnöden Grundgewürze, die in Weißensee zu haben sind: Whisky Pfeffer, Dänisches Räuchersalz, grüner Paprika, wilder Kardamom oder Muskatblüte.

Das Besondere? Pfeffer und Fruchtpulver!

Was es nur hier in Weißensee gibt, das sind die leckeren Fruchtpulver in Geschmacksrichtungen wie Erdbeer, Maracuja, Sanddorn oder Johannisbeer. Im Prinzip nimmt Patrick Früchte aus biologischem Anbau und schickt sie durch den Gefriertrockner – falls es sowas gibt. Jedenfalls sehen die Früchte anschließend so aus, wie wir es aus dem morgendlichen Müsli kennen. Das Ganze pulverisiert ergibt einen herrlich fruchtigen Zauberstaub, der statt Zucker heiße oder kalte Gerichte pimpt. Übrigens: Auf Basis dieser Fruchtpulver wird es bald die „Heißen Früchtchen“, eine Alternative zu Tee und anderen fruchtigen Heißgetränken geben. In den nächsten Wochen sollen die Süßen im Café „mAy am Ufer“ am Maybachufer in den Probeverkauf gehen.

Patricks Herz aber schlägt für Pfeffer. Bei „Spice for Life“ kann man schon jetzt 16 verschiedene Sorten kaufen. Die Lieblingssorte des Würzexperten ist dabei der Andaliman Pfeffer. Der wächst in Indonesien wild, weil die Pflanze nur dort Wurzeln schlagen, wo ein spezieller Vogel seine Samen aus seinem Verdauungsapparat gepresst hat. Er schmeckt herrlich mild und zitronig. Diese Pflanzen und wie sie geerntet werden, das hat sich Patrick vor Ort schon angeschaut. Auch in Madagaskar war er und als nächstes steht Indien auf dem Plan. Mit Spice for Life soll es dahin gehen, dass Patrick und seine Mitarbeiter so viele Produzenten und Bauern ihrer Gewürze persönlich kennen wie möglich. Patrick möchte vor Ort schauen, was mit seinen Gewürzen passiert. Insgesamt stammen die im Moment aus etwa zehn verschiedenen Ländern. Schon jetzt aber kauft Patrick all seine hochwertigen Gewürze in befreundeten Unternehmen, die er sorgsam ausgewählt hat.

Weißensee, der vergessene Stadtteil

Wenn Patrick sich nicht gerade in seinem Laden oder in der Würz-Weltgeschichte herumtreibt, lebt er selbst in Weißensee. Er nennt es den „vergessenen Stadtteil“. Zum Wohnen biete es nicht nur eine schöne Umgebung und ein gemischtes Publikum, sondern auch ein etwas rauhes Klima, in dem sich sowohl die alte Kiezkneipe als auch Familien einrichten. Außerdem erzählt Patrick, dass es in Weißensee viele Innovationen und kleine Läden gebe, denn „hier haben kleine Unternehmen noch eine Chance“.

Gewürzregal bei Spice for Life
Spice for Life hat sich in dem weißen Haus bisher in der unteren Etage eingenistet. Hier wird nicht nur alles per Hand produziert, sondern auch eingetütet und verpackt. Wenn es weiterhin gut läuft, soll das Firmenbüro in die obere Etage des Hauses ziehen. Die ist frei und der Vermieter einverstanden. Patrick und sein Team haben also alle Möglichkeiten, um kreativ zu werden und sich auszubreiten.

Wer Spice for Life unterstützen möchte, kann natürlich einfach im Onlineshop die Gewürze kaufen. Aber die Jungs und Mädels sind außerdem auf der Suche nach Chili-Bauern. Wer also noch ein Plätzchen in der Wohnung oder im Garten frei hat, der bekommt die Chilisamen frei haus und dann darf gepflanzt werden! Mehr Infos zu der Aktion stehen hier.

Foto Galerie

Spice for Life - Manufaktur, Liebermannstraße 87, 13088 Berlin

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