Auf der Überholspur

Von der Stammbahn zur Fahrrad-Autobahn

Wo zu Kaiserzeiten schon Züge rollten, sollen bald Fahrradfahrer und Fußgänger eine eigene "Autobahn" bekommen.
Wo zu Kaiserzeiten schon Züge rollten, sollen bald Fahrradfahrer und Fußgänger eine eigene "Autobahn" bekommen.
Ein kreuzungsfreier "Multifunktionsweg" soll Fahrradfahrern im Südwesten von Berlin ein störungsfreies Fahren ermöglichen.

Aus der ersten preußischen Eisenbahnstrecke soll eine „Fahrradautobahn“ werden. Das Konzept für einen kreuzungsfreien „Multifunktionsweg“ auf der Trasse der Stammbahn vom Euref-Campus in Schöneberg bis Lichterfelde West hat das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) entwickelt. Ähnliche Überlegungen, zwischen Zehlendorf und Düppel ebenfalls auf der Stammbahn-Trasse einen „Pedelec-Korridor“ zu bauen, waren vor zwei Jahren aufgegeben worden.

Der „Multifunktionsweg“, auf dem auch Fußgänger unterwegs sein können, soll an die vorhandenen Verbindungen durch den Gleisdreieckpark anschließen. Der neue Weg soll dann nach dem InnoZ-Konzept abschnittsweise bis 2020 auf den ehemaligen Stammbahn-Gleisen bis nach Lichterfelde West gebaut werden; die Kosten schätzt man auf rund 4,5 Millionen Euro. An den S-Bahnhöfen entlang der Strecke, deren Gleise neben der Stammbahn liegen, soll es bequeme Umsteigemöglichkeiten geben; zur Straße kommt man über Rampen. Nach Lichterfelde West müssten sich Radler und Fußgänger dann aber andere Wege suchen; dort werden die Stammbahn-Gleise noch für den – bescheidenen – Güterverkehr genutzt.

Möglichkeit zur Reaktivierung offenhalten

Die Bahnanlage müsste nach den InnoZ-Vorstellungen nicht entwidmet werden und könnte so später auch wieder für den Zugverkehr genutzt werden. Zumindest die SPD in Tempelhof-Schöneberg hat bereits große Sympathie für den Vorschlag signalisiert. Kritisch sieht es dagegen Jens Klocksin von der Bürgerinitiative Stammbahn, die sich für eine Rückkehr des Bahnverkehrs auf der Trasse einsetzt. Eine „Zwischennutzung“ durch den Bau eines solchen Weges würde die Option auf einen späteren Bahnverkehr zunichte machen, ist Klocksin überzeugt. Die Möglichkeit müsse man sich aber offenhalten, weil eine reaktivierte Stammbahn von Potsdam bis zum Potsdamer Platz auch die Ost-West-Stadtbahn durch Berlin entlasten könnte.

Unrealistisch war ein Wiederaufbau zumindest in der Vergangenheit nicht. Beim Bau des 2006 eröffneten Nord-Süd-Tunnels ist auch ein Anschluss an die Stammbahn entstanden, deren Wiederaufbau damals ernsthaft erwogen worden war. Weil aber das Geld fehlte und das Vorhaben auf unabsehbare Zeit zurückgestellt worden war, musste die Bahn die Kosten des Anschlusses in Höhe von rund 14 Millionen Euro an den Bund zurückzahlen.


Quelle: Der Tagesspiegel

Euref-Campus, Torgauer Str. 12-15, 10829 Berlin

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