Graffiti, Murals und Co

Das erste Street Art Museum der Welt in Berlin

Das Museum for Urban Contemporary Art ist sehenwert: einzigartige Street Art-Werke und beeindruckende Architektur.
Das Museum for Urban Contemporary Art ist sehenwert: einzigartige Street Art-Werke und beeindruckende Architektur.
Street Art im Museum? Klingt paradox, ist aber nun aufregende Realität in Schöneberg. Urban Nation hat das "Museum for Urban Contemporary Art" eröffnet und unsere Stadt damit endgültig zu einer der wichtigsten Metropolen dieser besonderen Kunstszene gemacht.

Schon das Eröffnungswochenende war ein voller Erfolg. Anwohner, Besucher, Künstler und Kunstkenner fühlten sich heimisch auf dem Straßenfest und der Artmeile, die Urban Nation ermöglicht hat. Wieder einmal hat sich gezeigt: Wenn es einer schafft, die Fronten zu vereinen, dann ist es Yasha Young. Die künstlerische Leiterin des neuen Museums für Urban Contemporary Art sieht sich nicht als klassische Kuratorin einer kommerziell ausgerichteten Institution warum auch: Das neue Museum ist anders, selbst wenn es sich auf die Kernkompetenzen anderer Sammlungen besinnt – verbinden, erschaffen, bewahren. „Natürlich gehört Street Art auf die Straße“, erklärt Yasha Young,“ die Geschichte aber braucht ein Zuhause„.

In dem ehemaligen Ladengeschäft und Wohnräumen in der Bülowstraße werden Kunstwerke archiviert, wenn nötig restauriert und so für die Nachwelt erhalten. Gerade bei Street Art, bei der der Vergänglichkeitsfaktor durch Übermalungen oder Vernichtung enorm ist, eine gute Sache. Yasha Young nimmt den Kritikern und kritischen Artists den Wind aus den Segeln, weil sie die Szene kennt, wie kaum sonst jemand. Wer Werke für die Innenräume zur Verfügung stellt, macht das freiwillig. Wer lieber draußen bleibt, bekommt dort Unterstützung. Wer seine Werke auf irgendeine Weise veräußern will, kann das tun. Der Künstler bleibt autark und verdient höchstens selbst an seinen Werken.

Unique. United. Unstoppable. Das Motto zur Eröffnung bleibt auch in Zukunft Programm, denn was Yasha Young und der kaufmännische Leiter Christopher Vorwerk mit ihrem Team auf die Beine gestellt haben, ist beeindruckend: Die Urban Nation vereint tatsächlich einzigartige Murals und Street Artists, die unaufhaltsam die (Wände dieser) Welt erobern. Schon die Eröffnungsausstellung zeigt Werke von rund 180 Urban-Art-Künstlern, darunter Stars wie Shepard Fairey, das Duo Herakut und 1010.

Galt Berlin schon als öffentliches Street Art-Museum, finden sich im Museum for Urban Contempary Art nun die Highlights der Szene zusammen. Das Konzept ist eine Ergänzung zur lebendigen Freiluftgestaltung in der ganzen Stadt. Atemberaubende Murals, lustige Paste Ups oder politische Graffitis wirst du also weiterhin in Bezirken wie Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Neukölln, Schöneberg und anderswo finden können. Nicht alles ist Kunst, aber alles hat seine Berechtigung.

Ein Beitrag geteilt von QIEZ (@qiez.de) am 21. Aug 2017 um 1:20 Uhr

Rund um das Museum wird die urbane Kunst wie bisher selbst zufällige Passanten begeistern. Die Bülowstraße ist das heimliche Zentrum für besondere Street Art. Wer sich an den ausgewählten Hauswänden rund um das Museum for Urban Contempary Art künstlerisch austoben darf, entscheidet Yasha Young – sogar, welches Kunstwerk wann für Neues weichen muss. Die Deutsch-Amerikanerin ist seit 2013  Kuratorin und Direktorin von Urban Nation. Ins Leben gerufen hat das Street Art-Netzwerk damals die Stiftung Berliner Leben der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag.

Die Stiftung setzt sich mit Kunst- und Kulturförderung und Arbeit mit jungen Menschen für sozialen Ausgleich, die Kiezgemeinschaft und Integration ein. Nun steht Urban Nation eine zweite Stiftung zur Seite: Die Lotto-Stiftung Berlin unterstützt das Projekt in der Bülowstraße 7 mit 900.000 Euro. Den Umbau des Gründerzeitgebäudes übernahm das angesagte Architekturbüro Graft und so wird man dort in Zukunft durch eine Trasse und einen Galeriesteg die Werke aus der Distanz und aus der Nähe betrachten können. Straßenatmosphäre im Museum. Baustart war am 19. Mai 2016.

Yasha Young setzt mit diesem Museum konsequent ihren erfolgreichen Weg fort: Schon mit ihren Galerien in New York, London und Friedrichshain förderte sie junge amerikanische Künstler und half ihnen auf den europäischen Markt. Das Konzept setzt sie nun mit jungen Künstlern aus der ganzen Welt um, die mit ihren Werken Berlin bereichern und von hier aus international durchstarten. In den Räumen in der Bülowstraße werden neben Schenkungen internationaler Künstler die Sammlung der bekannten Urban-Art-Fotojournalistin Martha Cooper zu sehen sein. Das Haus versteht sich nicht nur als Museum und Galerie, sondern will Raum bieten für Debatten, Forschungen und die Förderung junger Künstler.

Während das Street Art-Projekt The Haus durch die zeitliche Begrenzung und ein cooles Marketingkonzept zum Touristenmagneten wurde und von Guerillas als Konsumdreck beschimpft wurde, wird die Arbeit der Urban Nation bisher von allen Seiten gewürdigt. „Angefeindet wurde unsere Arbeit noch nicht“, erklärt Yaha Young, der schmale Grad, auf dem das Museum, das es gar nicht geben dürfte, steht, ist ihr bewusst. „Im Englischen lautet unser Slogan The Impossible Museum. Deuten kann man das in viele Richtungen, es heißt aber auch, dass wir uns nicht aufhalten lassen.“ Wenn man jemanden wie Yasha Young sagt, dass etwas unmöglich ist, bestärkt man sie nur darin, nicht aufzugeben…  Das Museum präsentiert sich und die (verbotene) Kunst lebendig und ist kein elitäres Zentrum für Kunstsammler und Spekulanten.

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