Zugegeben, ich gehe nicht sehr regelmäßig in die Philharmonie. Vielleicht zu ein, zwei Konzerten im Jahr. Am vergangenen Samstag, den 7. Februar, hatte ich nun endlich mal wieder die Gelegenheit dazu und wurde prompt mit einem Ohrenschmaus der ganz besonderen Art belohnt. Auf dem Programm standen die 5., 6. und 7. Symphonie von Jean Sibelius (1865 bis 1957), der einst sagte: „Ich glaube wohl an die ethische Wirkung eines Kunstwerks, doch darf sich der Künstler ihrer nie bewusst sein.“ Ob die Wirkung des Konzerts am Samstag tatsächlich ethischer Natur war, kann ich nur schwer beurteilen. Aber auf eine tiefe Weise berührend waren die kunstvoll vertonten Kompositionen des finnischen Meisters allemal.
Gottes geöffnetes Tor
Den Beginn machten Rattle und die Philharmoniker mit der Symphonie Nr. 5, die zwar nur eine halbe Stunde dauert, an der Sibelius allerdings geschlagene fünf Jahre arbeitete, um sie zu perfektionieren. „Ich sitze noch fest, ich kann aber bereits den Berg erkennen, den ich sicher besteigen werde … Gott öffnet sein Tor für einen Augenblick, und sein Orchester spielt Symph. V.“, schrieb der Musiker 1914 in einem Brief. Die Gipfelbesteigung ist ihm gut gelungen – unterschiedlichste Stimmungsfacetten kommen beispielsweise durch Pizzicatos der Streicher (Saiten werden mit der Hand gezupft, nicht mit dem Bogen gestrichen), kühne Harmonien und starke Dissonanzen auf.
„Das war seit Langem eines der besten Konzerte, das ich gehört habe – mit ganz viel Gänsehauteffekt und am Ende hatte ich sogar ein kleines Tränchen im Auge. Das passiert mir sonst eher selten!“