Es gibt Orte, an denen spürt man den Glanz vergangener Tage ohne Traurigkeit. Denn im Grunewald wohnen die Reichen und Großen – damals wie heute. Als Millionärskolonie Ende des 19. Jahrhunderts konzipiert, wurde das noble Wohnviertel Anziehungspunkt für alle, die es sich leisten konnten. Noch immer weiß man die Vorteile der Natur und – dank der direkten Anbindung durch den Kudamm – der Stadt zu schätzen. Der Rest der Berliner Bevölkerung verband mit dem Viertel vor allem Dekadenz und Rücksichtslosigkeit, schließlich wurde Wald gerodet, um Platz für Villen zu schaffen. Zu den ersten Promis, die sich im schicken Grün ansiedelten, zählten Bankiers wie Felix Koenigs und Carl Fürstenberg, Schriftsteller wie Lion Feuchtwanger und Gerhart Hauptmann und Theaterleute wie Max Reinhardt und Isadora Duncan. Walter Benjamin verbrachte im Grunewald seine berühmte Kindheit.
Wirtschaftswunderjahre im Grünen
In den dunklen NS-Jahren, die auch am Grunewald nicht spurlos vorübergingen, zumal viele der ansässigen Künstler und Wissenschaftler jüdisch waren und vertrieben wurden, hatten Stars wie Grethe Weiser, Ilse Werner und Willy Birgel hier eine vornehme Bleibe. In den Wirtschaftswunderjahren war ein deutlicher Zuzug zu verzeichnen und auch die neue Filmwelt versammelte sich rund um die Königsallee. Romy Schneider fand am Dianasee zeitweise Glück, Hilde Knef verweilte zwischen ihren unzähligen Umzügen auch zweimal im Grunewald, Curd Jürgens kaufte sich in der Douglasstraße ein Heim, Brigitte Mira kam und natürlich Harald Juhnke. Seine Villa in der Lassenstraße wurde leider schon abgerissen. Der Prenzlberger Bubi Scholz hatte sich zum Grunewald durchgeboxt und genoss die Gesellschaft von Harry Meyen und Hardy Krüger. Johannes Heesters war einer der wenigen, die vor und nach dem Zweiten Weltkrieg im Grunewald wohnten.
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Sportliche Seiten
Justin Bieber wählte 2016 eine Villa im Grunewald als Traumwohnsitz während seiner Deutschlandtournee, um möglichst viel vom Berliner Leben mitzubekommen. Man traf ihn nicht nur beim Edelitaliener, sondern bei Normalo-Sachen wie dem Kicken auf der Wiese, Basketball auf dem Sportplatz oder Skateboarden auf dem Hohenzollerndamm. Apropos Freizeitsportler: Die Nationalelf ließ es sich im Schlosshotel in der Brahmsstraße während des Sommermärchens 2006 gut gehen. Andere Fußballer könnten sich eigentlich die Villenschlüssel weiterreichen, geht der eine Hertha-Star, kommt ein anderer in den Grunewald. Überliefert ist so ein Häuserwechsel allerdings nicht. Dafür ist eine andere Anekdote in den (BND)Akten zu finden: In den 1960ern reiste kein Geringerer als der spätere Staatschef der DDR, Erich Honecker, in den Grunewald, um auf Orgien mehr als nur Brüderküsse auszutauschen.
Promis wohnen im Grunewald
Heute finden Politiker Ruhe hinter hohen Hecken – darunter Joschka Fischer, Otto Schily, der mit Ü90 aber lieber in der Toskana weilt, und – Achtung – Hans-Christian Ströbele, den die meisten wohl in Kreuzberg vermutet hätten. Schilys Tochter Jenny, die es zu Ruhm im Schauspielfach gebracht hat, ist in den proletarischen Teil gezogen. Ihre Kollegen aus dem bunten Business trifft man an jeder Ecke: Schlagerbarde Bernhard Brink lebt im beschaulichen Idyll seit den 1980ern, Filmproduzent Arthur Brauner war hier kaum wegzudenken und Erfolgsautor Sebastian Fitzek bekomme Mordphantasien bei dem friedlichen Ausblick, meint er. Sarah Connor und Paul van Dyk leben beide sehr zurückgezogen hier im Viertel, Modedesignerin Sandra Pabst liebt die Gegend um den Hundekehlsee und auch Olli Schulz genießt seine Auszeitenals Lästermaul und Entertainer im Grunewald-Heim. Und weil Diskretion im Nobelkiez noch immer groß geschrieben wird, können wir behaupten, dass noch hundert weitere Promis im Grunewald ein Zuhause gefunden haben. Ein Spaziergang durch die Straßen lohnt sich immer – auch wegen der Architektur und dem vielen Grün ringsum. Im Sitzen kann man das Promi-Leben gut in der Konditorei am Roseneck betrachten.