Hafis, der größte Dichter Persiens, ist Namensgeber des Restaurants und Kulturcafés. Er inspirierte schon Goethe, der zu seinen Ehren den Gedichtband „West-östlicher Divan“ verfasste. So wundert es nicht, dass Betreiber Majid Vasighi beide Schriftsteller an den Wänden seines Lokals verewigte. Daneben hängen viele weitere Schwarz-Weiß-Bilder von Schauspielern, Künstlern und Politikern – Größen aller Epochen und Genres. Denn zur Philosophie des Hafis‘ gehört es, jeden Gast willkommen zu heißen, egal welcher Nation.
Andere Länder, andere Essgewohnheiten
Daraus zaubert er verschiedenste Kababs, Khoreshs (Schmorgerichte) und Polos (Reisgerichte). Die über Holzkohle gegrillten Kabab-Spieße aus Lammhack und Lammfilet sind die Spezialität des Hauses. Größere Gruppen sollten eine Grillplatte bestellen. So bekommt der Gaumen einen vielfältigen Eindruck und Lammhasser können sich an den Hühnchen-Spießen laben. Als Beilagen werden immer gegrillte Tomaten und ein üppiger Kräuterteller gereicht.
Für neue Besucher mag dies etwas befremdlich sein: „Mit den Kräutern kann doch niemand etwas anfangen, die Sachen sind ja roh“ kann man zuweilen vom Nachbartisch vernehmen. Doch wer landestypisch essen geht, sollte sich auf andere Bräuche einstellen. Und tatsächlich werden Basilikum, Petersilie oder Minze, Zwiebelhälften und Radieschen roh verzehrt. Das ist nicht nur gesund, sondern unterstützt den Geschmack der Speisen. Außerdem: Wo hat man schon mal die Möglichkeit, mit den Händen zu essen?!
Treue Stammkundschaft
Wenn nach dem reichhaltigen Essen noch Platz für eine Nachspeise ist, kommt nur das Reis- oder Roseneis infrage. Oder das erfrischende Nationalgetränk der Perser: Dugh – eine mit Salz verfeinerte Mischung aus Mineralwasser, Joghurt und frischer Minze. Bereits im 6. Jahrhundert vor Christus ließen sich die Achämeniden Dugh schmecken, womit es zu den ältesten bekannten Getränken gehört.
Soviel Authentizität wird von den Gästen im Hafis sehr geschätzt. Viele von ihnen kennt Majid Vasighi persönlich. Etwa die Hälfte sind Landsmänner und gleichzeitig Stammpublikum. Einer von ihnen kommt seit Eröffnung des Restaurants nach Alt-Moabit. Immer wenn es etwas zu feiern gibt, bestellt Sargon einen Tisch für seine Familie. „Das Essen im Hafis schmeckt wie in der Heimat. Besser könnte ich es selber nicht machen“, erzählt der Iraner schmunzelnd. „Außer Sabzi, das schmeckt bei mir besser.“