Hallervorden in Steglitz

"Beim Kreisel muss was passieren"

In den 60er Jahren kam Dieter Hallervorden nach Berlin Steglitz. Seitdem ist der Schauspieler und Entertainer dem Bezirk eng verbunden. Die Führung des Schlosspark-Theaters ist für ihn ein Herzensprojekt. Das Einzige was ihn an Steglitz stört, ist der Verfall des Kreisels. 

Seit 1953 im Steglitzer Schlosspark-Theater „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett uraufgeführt wurde, war es dem Berliner Studenten im Osten ein Begriff. Nachdem Dieter Hallervorden fünf Jahre darauf in den Westen der Stadt gegangen war, wurde er Stammgast der Bühne an der Schlossstraße. Der Künstler ist Steglitz seit damals verbunden. Als Hallervorden an der FU studierte, bewohnte er ein möbliertes Zimmer in der Markelstraße. Von dort konnte er zum Schlosspark-Theater gehen und Martin Held und Stefan Wigger erleben. Im nahe gelegenen Titania-Palast stand der Jungschauspieler schließlich selbst auf der Bühne – in der Kindertheater-Aufführung von „Doktor Eisenbart“.

50 Jahre später hatte es der erfolgreiche Schauspieler und Komiker eigentlich nicht nötig, Wagnisse einzugehen. Und doch war Hallervorden gleich Feuer und Flamme, als er vor ein paar Jahren von der Ausschreibung für das damals brachliegende Theater erfuhr. „Ich habe mir das Haus angesehen und war entsetzt“, erinnert sich Hallervorden. „Da habe ich an die vielen schönen Stücke gedacht, die ich hier gesehen habe und mir war klar, egal, wie der Zustand ist, hier soll mein Geld begraben werden.“

Herzensprojekt im Schatten des Kreisels

Hallervorden erhielt den Zuschuss, der ihn in so mancher Nacht um den Schlaf brachte. Er investierte rund 1,6 Millionen Euro. Subventionen gibt es nicht, nur Lottomittel und die ersten vier Jahre sind mietfrei. „Ich habe das nicht aus Mangel an Beschäftigung, sondern aus Liebe zum Theater getan“, sagt Hallervorden. Viele bekannte Kollegen hat er seit dem Neubeginn im Jahr 2009 auf die Bühne des Traditionshauses geholt.

Schräg gegenüber vom Theater erhebt sich die Bauruine des Steglitzer Kreisels. Es ist das Einzige, was den 75-Jährigen am Bezirk stört: „Da muss etwas passieren.“ Den Bierpinsel findet er „imposant“ und die Schlossstraße mit ihren unzähligen Fachgeschäften muss sich aus Hallervordens Sicht als Einkaufsmeile nicht vor dem Kurfürstendamm und Friedrichstraße verstecken. Auch die Gastronomie sei hier multikulturell, freut sich der Schauspieler. Will er nach einer Vorstellung noch Essen gehen, gibt es in der fußläufigen Umgebung reichlich Auswahl: von deutscher Küche über Italiener, Griechen und Mexikaner bis hin zu indischen Spezialitäten.

Prominente Gäste im Stammpublikum

Zu den Premierengästen im Schlosspark-Theater zählen Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) und der für die Hauptstadtkultur zuständige Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Zu beiden pflegt Hallervorden ein gutes Verhältnis. Während die Politiker mit dem Dienstwagen anreisen, bringt der Bus M48 Besucher in einer Dreiviertelstunde vom Alexanderplatz zur eigenen Haltestelle „Schlosspark-Theater“. Gespielt wird donnerstags bis sonntags, seit September gibt es wieder ein tägliches Programm.

„Die Besucher erkennen unseren Mut und die Qualität des Spielplanes an“, so Hallervorden. „Wir leisten uns den Luxus eines wechselnden Repertoires und bieten pro Monat die Auswahl zwischen bis zu acht Produktionen.“ Trotz wachsenden Stammpublikums würde sich Hallervorden „vier bis fünf“ Besucher mehr pro Aufführung wünschen, „es können auch 40 sein“. Er weiß, „es braucht eine gewisse Zeit, bis so etwas wieder belebt ist, aber ich bin jemand, der einen langen Atem hat. So lange meine Beine mich ins Theater tragen und der Kopf noch mitmacht, bleibe ich hier.“


Quelle: Der Tagesspiegel

Schlosspark-Theater, Schloßstr. 48, 12165 Berlin

Telefon 030 7895667100

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Montag bis Samstag von 10 bis 19 Uhr, Sonn- und Feiertage von 14 bis 19 Uhr (Theaterkasse)

Schlosspark-Theater

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