Pro und Contra

5 Gründe für das Handyverbot – und 5 dagegen

Ein Handy liegt neben dem Heft.
Keine Lust auf Matheunterricht? Da ist der Blick aufs Handy verlockender.
Schummeln und Zocken im Unterricht dank Smartphone? In Paris wurde ein Verbot internetfähiger Geräte an Schulen beschlossen. Derzeit wird das Thema auch in Berlin heiß diskutiert, bisher sind hier Handys nur bei Prüfungen verboten. Wir haben Argumente für und gegen das Handyverbot gesammelt.

Ein Verbot von Handys im Unterricht gibt es in Paris schon seit 2010, nun wurde das Gesetz noch einmal verschärft. In Zukunft sind dort an Schulen mit bis zu 15-Jährigen alle internetfähigen Geräte komplett verboten. Das Handyverbot ist auch in Berlin Thema: Während die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres der SPD dafür keinen Anlass sieht, will die CDU Smartphones von der 1. bis zur 4. Klasse ebenfalls schon an der Schultür einsammeln. Bisher sind hier Handys nur bei Prüfungen verboten, nur Bayern verhängte bereits als einziges Bundesland ein komplettes Handyerbot im Unterricht. Dass eine zu intensive Smartphone-Nutzung allgemein negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat, unserer Haltung und dem Gehör schadet, Kopfweh, Deressionen und Schlafstörungen hervorruft ist bekannt. Doch schaden Smartphones im Unterricht wirklich mehr als sie nützen?

PRO

Mehr Konzentration

Laut einer Studie von Adrian F. Ward sind wir schon von der bloßen Anwesenheit unserer Smartphones abgelenkt. Dafür muss es nicht einmal angeschaltet sein, es reicht schon, wenn wir es nur sehen. Am effektivsten waren die Probanten der Studie, wenn sich das Handy in einem anderen Raum befand – ein starkes Argument für das Handyverbot an Schulen. Anscheinend locken Apps wie Instagram, Snapchat und Co. zu stark, als dass man sich noch auf Matherechnungen oder Schulaufsätze konzentrieren könnte. Ein weiterer Vorteil des Handybanns zugunsten der Aufmerksamkeit: keine Klingeltöne während des Unterrichts. Denn irgendwann vergisst jeder mal, sein Handy auf lautlos zu stellen oder hat einen Alarm gesetzt; in einer Klasse mit 30 Leuten kann das zu einem relativ großen Störfaktor werden.

Eigenständiges Denken statt Googeln

Wieviele Bezirke hat Berlin? Welche Faktoren haben zum Sturz der Berliner Mauer geführt? Schnell gegoogelt und schon ist die Antwort parat, ohne überhaupt auf die grauen Zellen zurückgreifen zu müssen. Die ständige Verfügbarkeit von Handys führt nicht nur dazu, dass Schüler nicht selbst nachdenken, sondern ist auch ein Problem bei Prüfungen. Wer sein Handy unter dem Tisch versteckt oder mal eben mit auf die Toilette nimmt, hat dank Foren und Suchmaschinen blitzschnell die richtigen Lösungen.

Keine Pausenhof-Filmchen auf Social Media

Eine schlimme Ausgeburt der Social Media-Welt sind seltsame, teils gefährliche Trends wie Happy Slapping, die immer wieder die Runde machen und gerade Jugendliche stark beeinflussen. Beim Happy Slapping werden beispielsweise unbeteiligte Personen aus dem Nichts heraus auf den Kopf geschlagen. Solche und andere Videos von Gewalt und Mobbing werden anschießend im Internet hochgeladen, auch Schulhofschlägereien und bösartige Streiche werden per Smartphone verbreitet. Das Handyverbot könnte helfen, diese Social Media Trends einzudämmen und auch den Mobbing-Opfern helfen.

Spielen statt scrollen

Statt in der Pause miteinander zu quatschen, etwas zu essen oder Fußball zu spielen, sitzen Kinder und Jugendliche immer öfter stumm nebeneinander und starren auf ihr Handy.  Die mangelnde zwischenmenschliche Interaktion wirkt sich nicht nur negativ auf Kreativität, Fitness und verschiedene kognitiven Fähigkeiten, sondern auch auf Freundschaften und das soziale Verhalten von Kindern aus. Die Zahlen sprechen für sich: Junge Erwachsene schauen zehnmal pro Stunde auf das Smartphone und verschicken 110 Nachrichten pro Tag.

Kein Statussymbol

Wer cool ist und wer nicht, hing früher von den richtigen Klamotten ab. Heute spielt bei der Frage nach dem Status innerhalb der Klassengemeinschaft das Handy eine große Rolle: Wer hat das neueste Smartphone mit den coolsten Funktionen? Während man bei der Kleidung mit kleinem Taschengeld noch eigene Trends setzen konnte konnte, ist das bei den teueren Smartphones schon schwieriger. Mit einem Handyverbot in der Schule würden ärmere Schüler weniger ausgegrenzt.

Mädchen sitzt im Pausenhof

Auch in der Pause sollen Handys verboten sein.

CONTRA

Keine Medienkompetenz

Selbst wir Erwachsenen schaffen es oft nicht, das Handy in Meetings oder in bei Treffen mit Freunden wegzustecken. Unsere Kinder wachsen mit elektronischen Geräten auf, sie koordinieren ihre Termine mit dem Handy, trainieren Sprachen dank Serien und haben leichten Zugang zu Informationen. Sie müssen deshalb auf Gefahren im Internet aufmerksam gemacht werden und beispielsweise lernen, wie sie ihre Daten schützen können, welche Quellen vertrauenswürdig sind und wie sie bewusst mit ihrem Handykonsum umgehen – also einen kompetenten Umgang mit Medien erlernen.

Nicht verfassungskonform

Wenn es um die harten Fakten geht, ist ein Handyverbot rein rechtlich gar nicht zulässig. Denn gemäß Artikel 5 Absatz 1 Satz 1 Alternative 2 der Grundrechte hat jeder Mensch das Recht, sich frei zu informieren. Dies kann zwar während des Unterrichtes eingeschränkt werden, jedoch ist es nicht verfassungskonform, Schüler während der Pausen daran zu hindern, mit ihrem Smartphone an Informationen zu gelangen.

Erreichbarkeit

Natürlich können Eltern in Notfällen auch direkt in der Schule anrufen, wenn sie ihre Kinder sprechen wollen. Bei zunehmend vollgepackten Terminkalendern der Schüler mit Freizeitaktivitäten und Nachhilfe, müssen sich Eltern oft mit ihren Kinder absprechen. Beispielsweise darüber, wer sie abholt, wo sie nach der Schule sind, welche Termine sich ändern und so weiter. Viele Eltern fühlen sich auch sicherer, wenn sie ihre Kinder jederzeit erreichen können. Da hilft ein Handy ungemein.

Gemeinschaft

Whatsapp-Chats sind inzwischen ein gängiges und praktisches Mittel für den Austausch zwischen Gruppen. Hier können gerade Schulklasse Informationen miteinander teilen – über Stundenausfälle, Hausaufgaben oder Veranstaltungen. Außerem fördern sie den Zusammenhalt der Klasse, wenn beispielsweise Witze, Videos und Fotos geteilt werden.

Aufbewahrung und Haftung

Fast jeder Jugendliche besitzt heutzutage ein Handy, das er auch mit in die Schule nimmt. Hier stellt sich die Frage, wie und wo die Handys bei einem Verbot aufbewahrt werden. Schließlich haften Lehrer und Schule dann auch für die teure Elektronik und müssen außerdem noch die Einhaltung der Regeln kontrollieren, was eine zusätzliche Belastung für die Lehrkräfte bedeutet. Und wie überprüft man das Verbot? Wird es Metalldetektoren geben oder Durchsuchungen? Schließlich ist es sonst einfach, das Verbot zu umgehen: etwa indem Schüler behaupten, ihr Handy zu Hause vergessen zu haben oder einfach ein Zweithandy abgeben.

 

Unsere Meinung zum Handyverbot an Schulen

Internetfähige Geräte pauschal an allen Schulen und auch in der Pause zu verbannen, würde die Probleme mit ihnen nicht lösen. Besser wäre es, wenn jede Schule selbst darüber entscheiden dürfte, wie, wann und wo Handys genutzt werden und dann auch entsprechende Vorkehrungen trifft: zum Beispiel ein generelles Handyverbot im Unterricht, aber gezielte Unterrichtsstunden für Medienkompetenz, die über Gefahren und Vorteile der Smartphone-Nutzung aufklären.

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