Es lief nicht gerade „Dalli Dalli“. Seit 2009 waren die Handwerker im Stadtbad Schöneberg tätig. Zunächst wurde es für die Sanierung bis auf den Rohbau entkernt und neu errichtet, dann kamen, als man bereits die Wiedereröffnung plante, neue zuvor unerkannte Schäden ans Licht. Doch im Januar war es endlich so weit, das Bad öffnete wieder. Wenn auch aus Geldmangel ohne Sauna und Whirlpool. Selbst der Name ist neu: „Stadtbad Schöneberg – Hans Rosenthal“ heißt es nun offiziell, im ehrenvollen Gedenken an den Showmaster, dessen Todestag sich am 10. Februar zum 25. Mal jährte – und als eine indirekte Mahnung, dass die städtischen Schwimmbäder jedem offen stehen, wie Matthias Oloew, Sprecher der Bäderbetriebe, sagt.
Das war nicht zu jeder Zeit so: Hans Rosenthal lernte erst 1950 im Stadtbad Schöneberg schwimmen – als 25-jähriger. Später wurde es sein Stammbad, der Fernsehsender Rias und seine Wohnung in Schöneberg lagen nicht weit entfernt. Als Kind ließ man ihn nicht hinein: Während des Nationalsozialismus durften Juden keine öffentlichen Bäder betreten.
Viele Mitglieder der Familie Rosenthal waren bei der Eröffnung im Januar anwesend, sogar der achtmonatige Urenkel Oskar. Dass ausgerechnet ein Schwimmbad nach ihm benannt ist, würde seinen Vater wohl amüsieren, sagt sein Sohn Gert. Hans Rosenthal war zwar ein Sportsmann, doch seine Liebe gehörte vor allem dem Fußball. Lange Jahre war er Präsident bei Tennis Borussia. Bei dem Verein, der ansonsten schwere Zeiten durchmacht, gibt es noch immer eine von ihm gegründete Prominentenmannschaft, die Hans-Rosenthal-Elf.
Eigentlich liebte er den Fußball
Auch Langstreckenläufe waren eher das Metier von Rosenthal, erzählt sein Sohn. Manchmal brachte er eine Salami nach Hause, die es bei den Läufen zu gewinnen gab und bereicherte damit den karg bestückten Speiseplan der Familie. Beim Schwimmen war er eben ein Nachzügler. Seine Mutter habe von einem gemeinsamen Bootsausflug mit ihrem Mann und dem Berliner Autor Horst Pillau berichtet. Als im Boot zum Spaß gewippt wurde und sein Vater Angst bekam, habe sie erst erfahren, dass er nicht schwimmen konnte. Bei seinen beiden Kindern sorgte er dann dafür, dass sie früh Schwimmunterricht bekamen, er schon mit fünf, erinnert sich Gert Rosenthal.
In Berlin gibt es viele Orte, die an Hans Rosenthal erinnern, der am 2. April 1925 in Prenzlauer Berg, Winsstraße 63, geboren wurde. Er wohnte dort bis 1941, wurde von den Nazis zur Zwangsarbeit verpflichtet, tauchte 1943 unter und überlebte, von drei älteren Damen versteckt, in einer Lichtenberger Laubenkolonie. Daran erinnert eine Gedenktafel vor der Grundschule am Roederplatz im Ortsteil Fennpfuhl. 1945 schlug er den Weg zu seiner späteren Karriere ein und machte eine Ausbildung beim Berliner Rundfunk. Vier Jahre später wechselte er zum Rias, wurde dort als Quizmaster berühmt. 1961 ging es zum Fernsehen, parallel war Rosenthal weiter im Radio zu hören. Seine populärste Sendung wurde die Quizshow „Dalli Dalli“ im ZDF, die von 1971 bis 1986 insgesamt 153 Mal lief. Rosenthals Markenzeichen war der Luftsprung, wenn das Publikum auf seine Frage „Sind Sie der Meinung, das war …“ mit einem enthusiastischen „Spitze“ antwortete.
Sein altes Wohnhaus in der Winsstraße trägt inzwischen eine Gedenktafel, ebenso die nach ihm benannten Sportanlage an der Straße Kühler Weg in Eichkamp. Der Platz vor seiner ehemaligen Arbeitsstätte, dem alten Rias-Funkhaus in Schöneberg, trägt seinen Namen und eine Seniorenfreizeitstätte in der Bolchener Straße in Zehlendorf. Und dann gibt es da noch die posthum gegründete Hans-Rosenthal-Stiftung, die Menschen hilft, die sich unverschuldet in einer Notlage befinden.