Ob Richard Wagner göttliche Regenbogen spannt, Smetana Flüsse aufrauschen lässt und Debussy Meeresgischt oder Mahler das Tor zu einer anderen Welt aufstößt – ohne die Harfe geht es nicht. Jedenfalls nicht halb so schön. Schließlich wird der Job auf allerlei rosigen Gemälden auch von Engeln erledigt.
Der Landesmusikrat hat die Harfe zum Instrument des Jahres 2016 erklärt und will ihr mithilfe zahlreicher Aktionen mehr Anhänger und vor allem Anfänger zuführen. Die spektakulärste Aktion ist der Harfenflashmob, der für diesen Samstag auf der Berliner Schlossbaustelle anberaumt ist. Um 14 Uhr trifft und stimmt man sich ein, um 15 Uhr wird der erste Satz aus Händels Konzert für Harfe und Streicher geprobt, um 16 Uhr beginnt das Konzert. Profis und Laien harfen Saite an Saite – bestimmt kann man dann über der Kuppel des Rohbaus das leise Schlagen von Engelsflügeln vernehmen.
Die Konzertharfe: 1,80 Meter hoch und 40 Kilo schwer
Wer noch eine Harfe im Keller zu stehen hat, kümmert sich für Samstag bitte schleunigst um einen fachgerechten Instrumententransport oder trainiert seine Muskeln. Eine ausgewachsene Konzertharfe mit 47 Saiten misst 1,80 Meter Höhe, ihre 2500 Einzelteile addieren sich zu einem Gesamtgewicht von gut 40 Kilo. Diese Last will verteilt sein. Und Vorsicht: In einen normalen Kofferraum passt sie beim besten Willen nicht. Aber das sind profane Hindernisse, die einem spontanen Harfentreffen nicht im Wege stehen sollten.
Klappt es mit dem Flashmob, könnte sich der Klang der Stadt radikal ändern: Am Berliner Dom starten stündlich Harfenrundfahrten, ein beliebter Konzertsaal in Neukölln heißt künftig Heimatharfen und zum Chillen geht’s in die Rote Harfe am Kreuzberger Heinrichplatz. Kein Instrument des Jahres im Haus? Dann guck doch mal in die Schublade mit den nie benutzten Küchengeräte. Da findest du womöglich die selten gespielte Eierharfe.