Bis zu einem Drittel von jeder Ernte wird jährlich aussortiert und entsorgt, weil Wurzeln, Knollen und Co. nicht dem Standard des Handels entsprechen. Im Fall von Kartoffeln betrifft das sogar bis zu 50 Prozent der Erträge. Was für eine Verschwendung! Das dachten sich auch die beiden Jungunternehmerinnen Tanja Krakowski und Lea Brumsack, die zunächst einen Catering-Service und im vergangenen Jahr auch ein Café gründeten, in dem schräge, verdrehte oder ganz einfach zu große Gemüse- und Obstexemplare verarbeitet werden. „Es geht uns darum, die vermeintlich hässlichen Entlein auf die Bühne zu holen und ihre verborgene Schönheit hervorzuheben“, erklärt Krakowski. Am Ende gehe es aber nicht nur um den Genuss kulinarischer Sonderlinge, sondern um ein großes Stück Kultur zwischen Acker und Teller.
Sieben goldene Regeln
Auf Nachhaltigkeit kommt es den studierten Produktdesignerinnen Krakowski und Brumsack vor allem an: „Unser Ziel ist eine gesunde und faire Esskultur, in der Lebensmittel, Produzenten und Ressourcen wieder wertgeschätzt werden.“ So lautet auch die erste ihrer sieben goldenen Misfits-Regeln „Esst die ganze Ernte“, gleich gefolgt von „Vielfalt statt Einfalt“ sowie „Esst nach Jahreszeiten“. Ihr Grünzeug beziehen sie von Bio-Bauern aus der Region Berlin-Brandenburg und ihre Tischgedecke stammen – ganz dem Motto der Außenseiter entsprechend – von der Recyclingbörse Herford. Auch auf diversen Berliner Flohmärkten waren die zwei für ihr Café unterwegs. Das Resultat kann sich sehen lassen. Die Einrichtung mit viel Holz, Blumen und kuriosem Grünzeug liegt nicht nur im Trend, sondern macht dem Konzept der Culinary Misfits entsprechend tatsächlich auch Sinn.