Angefangen hat alles in Prenzlauer Berg, in den letzten Jahren des vorigen Jahrtausends, als man dort noch vergleichsweise ungestört sanieren konnte. Dirk Germandi, früher in der EDV-Branche tätig, kam 1997 nach Berlin und wandte sich der Renovierung von Altbauten im damals hippsten Stadtteil zu. Angeblich immer im Einvernehmen mit den Mietern – „Das war damals auch einfacher als heute“, erinnert sich der gebürtige Bayer.
Dass die Kosten für Eigentums- wie Mietwohnungen in zentralen Lagen Berlins seither in die Höhe geschossen sind, sei auch durch die Politik verursacht worden, findet Germandi. Seine Erklärung: „Innerstädtisches Bauen ist teuer. Das liegt an Grundstückspreisen, an den Erschließungskosten, insbesondere an der Baulogistik, weil sie keinen Platz haben – das macht die Baustelleneinrichtung sehr teuer – und natürlich an den behördlichen Auflagen.“ Und ohne Verdienstmöglichkeiten kein Bau: „Jedes Projekt muss einen bestimmten Profit bringen, sonst kriegen sie es nicht finanziert“, so Germandi. Das Fazit des Sanierungsexperten: „Der Staat ist der größte Kostentreiber.“
Auch die Kommunikation des Berliner Senats in Sachen Wohnungsbau kritisiert der Unternehmer. Etwa beim Thema Tempelhofer Feld: „Die Politik hat die Menschen nicht mitgenommen. Die meisten finden es gut, wenn es Wohnungsbau gibt“, glaubt Germandi.
Kein purer Luxus
Aktuell ist Germandis Unternehmen mit der Vermietung von Gewerbeflächen am Hohenzollerndamm beschäftigt. 15 Millionen wurden in die Sanierung des ehemaligen AEG-Gebäudes investiert – neben Medienfirmen ziehen unter anderem ein Unternehmen aus der Biotech-Branche und eine Allianz-Vertretung ein. Auch wenn es mal Probleme mit einem Bauantrag gibt, lobt Germandi grundsätzlich die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden: „Wenn alle wollen, dass es gelingt, dann funktioniert es auch gut.“ Das neueste Projekt ist das Ottilie-von-Hansemann-Haus in der Otto-Suhr-Allee. Dessen ursprünglicher Zustand soll wieder hergestellt werden. „Richtig klassisches Wohnen im Denkmal“, erklärt der Unternehmer. Das hat jedoch seinen Preis. Bis Jahresende hofft er auf die Genehmigung, Anfang 2015 könne dann der Umbau beginnen.
Manches läuft am Ku’damm zäh
Zu Hause ist Germandi weiter im Südwesten, in der Nähe des Mexikoplatzes. „Meine Frau wollte sehr gerne nach Zehlendorf, damit unser Sohn ein bisschen ländlich aufwächst“, erzählt er. Bereut hat das Ehepaar die Wahl nicht. „Es läuft ein bisschen langsamer als in der Stadt“, findet Germandi. Freizeitmöglichkeiten gibt es ebenfalls genug: „Meine Frau und ich joggen gerne um den Schlachtensee und die Krumme Lanke. Ich spiele leidenschaftlich Golf und engagiere mich auch im Golfclub Wannsee„, erzählt der Unternehmer. Seine kulinarischen Tipps für den Südwesten sind das Gourmet Sud, das Gabana in der Breisgauer Straße und – nicht zuletzt wegen der Lage – die Fischerhütte am Schlachtensee.
„Dirk Germandi entwickelt spannende Projekte, die dem Stadtbild Berlins sicher nicht schaden. Und die Logik seiner Argumentation – ohne Profit geht nichts – ist aus seiner Sicht nachvollziehbar. Doch ob Vorfahrt für Bauherren auch automatisch eine wirksame Mietpreisbremse ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.“