Schneeregen, Weihnachtsgewimmel, Feierabendverkehr und dann noch ein Navi, das uns entgegen aller Vernunft durch die komplette Berliner Innenstadt lotst, als hätten wir einmal die Touristenroute Deluxe gebucht. Wären wir nicht vorher schon auf dringende Auszeit gepolt gewesen, dann wäre sie spätestens jetzt nötig. Gut, dass das Ziel auf dem Navi Krummin auf Usedom heißt und uns dort genau das Gegenteil von dem erwartet, was wir nach einer Stunde nervenaufreibendem Stop-and-go endlich hinter uns lassen.
Krummin ist schon in der warmen Jahreszeit ein eher verschlafendes Nest – im Winter herrscht hier die vollkommene Ruhe. Bald hinter der Wolgaster Brücke, über die man Usedom ansteuert, und noch ein kleines Stück vor den bekannten Ostseebädern der Insel, biegen wir rechts in die von uralten Linden gesäumte Allee in Richtung des Krumminer Hafens ab. Der Naturhafen mit seinen 150 Liegeplätzen liegt am Achterwasser, eine Lagune des in die Ostsee mündenden Peenestroms und wird von den Gastgebern mit viel persönlichem Engagement betrieben. Seit 2017 kann man hier in schwimmenden Suiten mit Sauna und freistehender Badewanne übernachten.
Schon der erste Blick auf den winterlichen Hafen und die verschlafen daliegenden Hausboote bestätigt, dass vollkommene Ruhe es an diesem Wochenende wohl richtig trifft. Wir brauchen die Stop-Taste gar nicht zu drücken, die ist von selbst angesprungen. Einmal mehr, als wir die Tür zu unserem schwimmenden Zuhause auf Zeit öffnen: Die 40 m² große Suite ist mit Fußbodenheizung vorgewärmt und durch die bodentiefen Fenster erwartet uns ein fantastischer Blick auf das Wasser und den Schilfgürtel der Krumminer Wieck.
Da man mit der Infrarot-Sauna auch sein privates Spa direkt mit an Bord hat, bräuchte man diesen exklusiven Rückzugsort wohl eigentlich gar nicht mehr verlassen, wüsste man nicht, dass das nach einem durchgefrorenen Strandspaziergang gleich doppelt so schön ist. Nicht gebucht, aber gratis dazubekommen: Nachts fängt es an zu schneien. Und als am nächsten Morgen die Sonne über dem schneebedeckten Achterwasser aufgeht, liegt alles noch ein klein wenig stiller da, als zuvor. Erholung – check.
Katrin Gewecke betreibt die Blogs Liebling Brandenburg und Liebling Mecklenburg und ist im Dezember für eine kleine Auszeit nach Usedom gefahren.