An der Hauswand hängt ein großer Spiegel, der die Bäume von gegenüber reflektiert. Da guckt man gleich zweimal hin. Noch spannender ist aber die Selbstverständniserklärung der Bewohner, die draußen an einem Brett hängt. „Wir möchten den Lebensmittelkonsum, Energieverbrauch und Alltag in kollektiver Weise organisieren und dabei ökologisch nachhaltig und ressourcensparend handeln“, heißt es da. So würde man beispielsweise Ökostrom beziehen oder durch eine Foodcoop alternative Lebensmittelproduktionen unterstützen und auch die Nachbarschaft mit einbeziehen.
Auf 800 Quadratmetern wohnen an dieser Adresse 20 Erwachsene und drei Kinder zusammen. Die Zimmer sind 16 Quadratmeter groß. Darüber hinaus wird eine Etage komplett gemeinschaftlich genutzt. „Zur Gemeinschaft gehört vor allem Lust zum gemeinsamen Wohnen und Gestalten. Rechnerisch stehen jedem Menschen 40 Quadratmeter der Gemeinschaftsfläche zur Verfügung. Außerdem haben wir einen großen Garten“, erklären die Bewohner. 23 unterschiedliche Lebensentwürfe sind es, nach denen gelebt wird. Aber es ginge ihnen um noch viel mehr als um kollektives Wohnen mit idealen Werten.
Bezahlbare Mieten
„Wir sind explizit keine Eigentümerinnen, das Haus gehört der M29 GmbH, die zu gleichen Teilen dem Mietshäusersyndikat und dem Hausverein, welcher sich aus den Bewohnerinnen zusammensetzt, gehört“, sagen sie. Die Gruppe bezeichnet sich übrigens selbst immer im Feminin Plural, obwohl nicht nur Frauen im Haus wohnen. „Ziel dieser Konstruktion ist, dass das Haus und das Grundstück der Spekulation auf dem Immobilienmarkt dauerhaft entzogen werden und hier bezahlbarer und sicherer Wohnraum erhalten bleibt. Wir verwalten unser Haus selbst, was viel Verantwortung aber auch freie Gestaltungsmöglichkeit mit sich bringt.“ So kann beispielsweise auch gewährleistet werden, dass 300 Euro Monatsmiete nicht überschritten werden.
Darüber hinaus bietet das Haus auch einen offenen Raum im Kiez. „Der Projektraum steht nicht-kommerziellen Gruppen offen, um dort öffentliche und nicht öffentliche Veranstaltungen zu organisieren“, erklären die Bewohner. Jeden ersten Dienstag im Monat findet hier eine Volksküche statt. Wie das Konzept im Kiez denn so angenommen werde, wollen wir noch wissen. „Die Leute begegnen uns offen und interessiert“, lautet die Antwort. „Bisher haben wir sehr positive Resonanz bekommen, zum Teil nutzen Leute aus der Nachbarschaft die öffentlichen Flächen mit.“