Ihren mit Teeküche und großen, sonnendurchfluteten Fenstern ansprechend eingerichteten Praxisraum eröffnete die Heilpraktikerin Patricia von Estorff auf eine Einladung der dort praktizierenden Ärzte hin. „Hier im Ärztehaus soll den Patienten ein ganzheitliches Angebot gemacht werden – und da darf die Naturheilkunde natürlich nicht fehlen“, so Frau von Estorff, die sich in der Matthiasstraße mittlerweile sehr wohl fühlt. „Hier bin ich nahe bei den Patienten und viele, denen sonst der Mut fehlen würde, trauen sich, einfach mal vorbeizuschauen“, freut sich die Heilpraktikerin. Vor allem ältere Leute fühlten sich nach einem Besuch in ihrer Praxis und einem Einblick in die Therapiemethoden an Zeiten erinnert, „in denen ein bitterer Tee oder ein Wickel die Beschwerden heilte und es noch ohne Medikamente ging“.
Generell steht Frau von Estorff der Schulmedizin offen gegenüber. „Heilpraktiker sind Lebensberater und Trainer, die den ganzen Menschen sehen. In vielerlei Hinsicht bin ich froh, dass ich hier so unmittelbar mit der Schulmedizin zusammenarbeiten kann. Ein Röntgenbild könnte ich allein ja niemals anfertigen“, so von Estorff. „Allerdings lassen sich die Schulmedizin und die Naturheilkunde nicht immer unter einen Hut bringen.“ So sei beispielsweise bei chronischen Blasenentzündungen oder häufigen Vaginalpilzen in vielen Fällen die Verwendung der „Anti-Baby-Pille“ die grundlegende Krankheitsursache. Auch könne ein einfacher, bakterieller Infekt sehr gut mit naturheilkundlichen Maßnahmen behandelt werden und benötige nicht immer Antibiotika. „Doch gerade was die Einnahme von Medikamenten betrifft, ist es für Patienten oft besonders schwer, sich ein Stück weit von der Schulmedizin zu entfernen und der Naturheilkunde zu vertrauen“, bedauert Frau von Estorff.
Ein ganzheitlicher Ansatz
In ihrem Behandlungsraum im Ärztehaus bemüht sich die Heilpraktikerin mit einem individuellen und ganzheitlichen Zugang zum Patienten, diese Unsicherheit abzubauen. „Je maßgeschneiderter eine heilkundliche Therapie ist, umso besser funktioniert sie“, erklärt von Estorff. Die sogenannte Augendiagnose bildet daher in den meisten Fällen die Basis der Behandlung. „Im Rahmen der Augendiagnose können anhand einer ‚Topografie des Auges‘ genetische Schwachstellen aufgedeckt und die Ursachen chronischer Beschwerden entschlüsselt werden. Eine Form der Anamnese, die in der europäischen Medizin eine jahrhundertealte Tradition hat“, so Frau von Estorff.
Ausgehend von diesem ersten Blick in die physische Kondition ihres Patienten wendet die gelernte Heilpraktikerin – die nach einer entsprechenden dreijährigen Ausbildung ihre folgenden „Lehrjahre“ unter anderem in einem kleinen brandenburgischen Dorf, bei einem der fünf in der ehemaligen DDR aktiven Heilpraktiker, und im Kreuzberger „Heilehaus“ für Menschen ohne Geld absolvierte – die im individuellen Fall geeignetste Therapieform an. Zu Frau von Estorffs Behandlungsspektrum gehören unter anderem das trockene aber auch das blutige Schröpfen, das nur noch von wenigen Heilpraktikern angewendet wird, die Pflanzenheilkunde, mit deren Hilfe sie einzigartige „Teerezepte aus dem Auge“ zusammenstellt, und die sogenannte Eigenbluttherapie.
Das Blut „wie eine Zeitung“ lesen
Bei dieser Behandlungsform wird dem Patienten eine kleine Menge Blut entnommen, mit homöopathischen Mitteln aufgearbeitet und wieder verabreicht. „Vor allem bei Allergien ist diese Therapieform die erste Wahl. Der Körper liest das eigene Blut dabei wie eine Zeitung und das Immunsystem lernt auf diese Weise seine eigenen „Fehler“ zu erkennen und diese daraufhin zu korrigieren“, so Frau von Estorff. Auch bei chronischen Schmerzen, Hautkrankheiten oder der Krebsnachsorge könne die Eigenbluttherapie helfen. „In der Regel erfolgt die Behandlung in der Anfangszeit einmal in der Woche. Bei beginnender Besserung der Beschwerden wird die Behandlung in 2- bis 4-wöchentlichen Rhythmen fortgesetzt“, erklärt Frau von Estorff.
Bei den in den letzten Jahren vermehrt auftretenden unklaren Magen-Darm-Beschwerden arbeitet Frau von Estorff mit einem spezialisierten Labor zusammen, in dem Nahrungsmittelunverträglichkeiten analysiert werden. Eine daraufhin abgestimmte Diät und der Aufbau der Darmschleimhaut könnten in vielen Fällen wieder Beschwerdefreiheit bringen. Auch schamanistische Techniken und die sogenannte Visionssuche gehören zum Leistungsspektrum der Heilpraktikerin. „Diese Behandlungsansätze können sinnvoll sein, wenn man sich trotz Eigenbluttherapie und gesunder Ernährung seelisch oder psychisch noch nicht wohl fühlt oder wenn man am Ende eines Lebensabschnitts nach einem neuen Ziel oder Sinn in der Welt sucht“, erklärt Frau von Estorff.