„In Hellersdorf gibt es nicht wahnsinnig viele andere Träger, die Theater machen“, erklärt uns Michaela Millar und macht sich darum selbst auf den Weg an den Stadtrand. Dort veranstaltet sie das Jugend-Theaterprojekt „hellersdorf calling“ mit. Und es bleibt nicht bei einem Ausflug in die Platten. Schon seit fünf Jahren engagiert sich das Theater o.N. aus Prenzlauer Berg für Kinder und Jugendliche in Hellersdorf, wo es besonders viele Ein-Eltern-Haushalte gibt und 45 Prozent der unter 15-Jährigen in Hartz-IV-Familien leben. Sie sollen jetzt Theaterluft schnuppern, egal in welcher Form. „hellersdorf Calling“ soll 11- bis 18-Jährigen in einem oft unterschätzten Bezirk eine Stimme geben und sie zu Künstlern und Künstlerinnen werden lassen.
Zusammenkommen – zuschauen – selbermachen
Der Startschuss dafür fällt im Juli mit einer Open-Air-Veranstaltung auf dem Alice-Salomon-Platz. Millar und ihre Kollegen fahren dann mit einem Theater-LKW vor. Alles weitere wird gemeinsam mit den Hellersdorfern und nach deren Vorstellungen zusammengezimmert – von der Bühne bis zu Sitzgelegenheiten. In den ersten Stunden packen zwei Klassen der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule mit an. Danach kann kommen wer will und mitbauen, Konzerten lauschen, Theaterstücke sehen oder Workshops erleben. „Es gibt wahnsinnig unterschiedliche Formen zu sehen, die man sich auch gut angucken kann, wenn man nur kurz Zeit hat“, so die Theaterpädagogin. „Darum ist auch für jeden was dabei!“
In erster Linie gehe es zwar darum, Jugendliche zu erreichen und für gemeinsame Projekte in der Zukunft zu begeistern, aber man wolle sich auch insgesamt etwas näherkommen. Kieziger Höhepunkt der viertägigen Aktion ist übrigens ein Bürgerfrühstück, zu dem die ganze Nachbarschaft Snacks mitbringen und teilen soll. Dann wird auch all das gemeinsam Gebaute verschenkt. Michaela Miller freut sich dagegen besonders auf die Open Stage am Samstag, weil die bis zum Ende eine Überraschung bleibt.
Hellersdorf besser kennenlernen
Im September folgt auf „hellersdorf calling“ ein Projekt, bei dem Jugendliche aus Marzahn und Hellersdorf sich künstlerisch mit den Lebensgeschichten von Holocaust-Überlebenden auseinandersetzen. Im Oktober führt eine Theaterproduktion Jugendliche für eine Woche in Berlins Wälder und beschäftigt sich mit dem Wegwollen.
Vom Verschwinden kann bei den Projekten des Theater o.N. im Randbezirk alllerdings keine Rede sein. „Wir sind schon so viele Jahre in Hellersdorf, aber wir wissen noch so wenig über die Leute und die Strukturen hier. Das wollen wir ändern und einfach im Kiez präsent sein“, so Michaela Millar. Ein Open-Air mit Musik, Daumenkino und Aufführungen wie dem „Bambi Projekt“ klingt für uns nach einem guten Anfang.
Das Theater-Open-Air „hellersdorf calling“ findet vom 02. bis zum 05. Juli auf dem Alice-Salomon-Platz in Hellersdorf statt. Jeder darf vorbeikommen, zuschauen oder mitmachen. Mehr Infos gibt es auf der Seite des Theaters o.N., das volle Programm steht hier.