Weißt du eigentlich, warum die testosteron-geladene Hertha weiblich ist? Als die Brüderpaare Lindner und Lorenz einst auf dem Arkonaplatz saßen und beschlossen, einen Sportverein zu gründen, suchten sie nach einem Namen. Fritz Lindner hatte kurz zuvor einen Ausflug auf einem Dampfschiff unternommen. Das hieß Hertha und war in Weiß, Blau und Gelb gehalten. Das Gelb verlor sich. Der Rest ist 125-Jährige Vereinsgeschichte, die am 25. Juli 2017 in Berlin angemessen gefeiert wird.
Bewegendes Schicksal
Wie der Verein selbst kennt auch der Dampfer die Höhen und Tiefen des Lebens. 1886 erbaut, schipperte der damals moderne Doppelschraubendampfer seit 1889 auf Spree und Havel. Ein Brand setzte den fröhlichen Ausflügen der Hertha 1928 ein jähes Ende. Zwar konnte schnell gelöscht werden, aber Geld für Reparaturen gab es nicht. 1934 musste die Stern-Gesellschaft, in deren Dienst Hertha stand, aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben.
Rettung in letzter Sekunde
Erst nach dem Krieg wurde Hertha 1946 wieder flott gemacht. Allerdings musste sie ab 1947 unter ostdeutscher Flagge fahren und hieß fortan volksmotivierend Seid bereit. Ab 1950 gehörte sie zur Weißen Flotte. Mit fast 80 Jahren sollte die stets bereite Hertha dann verschrottet werden. Der Reeder Dentler aus Wusterhausen verliebte sich in das Wrack, befreite sie aus dem Abwrack-Kai und verhalf Hertha als Seebär zu einem Comeback auf der Kyritzer Seenkette. 1976 wurde der Seebär als Hertha identifiziert, aber um keine DDR-Behörden auf die Sensation aufmerksam zu machen, hielt man sich bedeckt.
Erst zur 110. Jahresfeier des Fußballvereins wurde aus dem Seebär wieder Hertha. 2012 bekam Hertha noch einmal neue Besitzer, bis 2016 endlich die Präsidialmitglieder von Hertha BSC Christian Wolter und Ingmar Pering mit Hilfe von Aktienanteilen den Rückkauf finanzierten. Der Verein, der sich vom trinkfreudigen Freizeittreff zum Bundesliga-Profi mauserte, freut sich auf die Rückkehr der alten Dame. Mit Partybussen werden Fans Herthas Reise in die Heimat begleiten.
Ja, das Schiff musste den Landweg nutzen und so wichen Schilder und Ampeln (kurzfristig), um die Bahn für die Namenspatronin frei zu machen. Ein Baumchirurg kümmerte sich sorgsam um aufhaltendes Großgrün. Zuletzt dümpelte Hertha in einem Brandenburger See in der Wustermark vor sich hin, weil das Wasser- und Schiffahrtsamt keine Erlaubnis für die Fahrt nach Berlin erteilt hatte. Doch nun sieht alles nach einem Happy End aus: Morgen kehrt die Hertha heim und wird in der Reederei Riedel winterfest gemacht. Nach der Restaurierung soll Hertha entweder wieder schippern oder als Museum und Restaurant für Kuschelatmosphäre sorgen. Beides verspricht große Emotionen.
Am Donnerstag, den 14. Dezember zwischen 16 und 17 Uhr können Besucher den historischen Moment der Heimkehr von „Hertha“ in der Reederei Riedel in Köpenick, Nalepastraße 10-16, 12459 Berlin, live miterleben.