Eine Entscheidung des Vereins!
Dass die Gespräche augenscheinlich ins Stocken geraten sind, scheint, zumindest von außen betrachtet, am Vorgehen des Vereins zu liegen. Thomas Kraft sollte, wenn man die ganze Sache nüchtern betrachtet, ein großes Interesse daran haben, ein neues Arbeitspapier in Berlin zu unterschreiben. Denn die Anzahl der sportlich interessanten Tore in der Bundesliga, die in absehbarer Zeit frei werden, ist sehr begrenzt. Und dass ein Spieler wie Thomas Kraft, der einen gewissen Ehrgeiz an den Tag legt, einen Schritt zurück machen will, ist wenig wahrscheinlich.
Die Hertha scheint jedoch auf Zeit zu spielen oder hat sich intern bereits darauf verständigt, den Vertrag mit dem 26-jährigen nur unter ganz bestimmten Umständen zu verlängern. Die Gründe dafür scheinen auf der Hand zu liegen. Man hat mit Marius Gersbeck einen Keeper in der Hinterhand, mit dem man nicht die Fehler bei einem Burchert oder Sprint wiederholen möchte.
Seit Jahren bringen die Jugendmannschaften von Hertha BSC talentierte Torhüter hervor, die jedoch, bis aufs bescheinigte Talent und vielen Vorschusslorbeeren, nicht viel aufs Papier gebracht haben. Bei Gersbeck will man allem Anschein nach nun einen anderen Weg gehen. Das macht auch Sinn. Neben seinem unbestrittenen Talent kann der Junge aus der Kurve auch für den Verein und die Fans DAS neue Aushängeschild werden.
Gersbeck kontra Kraft
Es ist davon auszugehen, dass die Hertha auf Dauer nur mit einem der beiden Torhüter planen wird. Thomas Kraft hat sich über Jahre bewiesen und ist, abgesehen von seiner Schwäche in der Strafraumbeherrschung und bei Abstößen, ein solider Erstliga-Keeper. Gersbeck hingegen ist talentiert, aktueller U-Nationalspieler, ist perfekt in der Stadt und dem Verein verwurzelt und könnte eine neue Torwart-Ära bei der Hertha begründen.
Es bleibt sicherlich die Frage, ob man im Verein Gersbeck den großen Durchbruch zutraut. Er bringt einiges dafür mit, aber das haben Philip Sprint und Sascha Burchert auch. Beide sind jedoch an sich und vor allem an dem Umstand, dass Hertha am Ende nicht wirklich konsequent auf sie gesetzt hat, gescheitert.
Möchte man diesen Fehler bei Gersbeck nicht noch einmal machen, dann gibt es über kurz oder lang nur eine Möglichkeit: Stellt den Jungen ins Bundesligator! Ohne wenn und aber. Dann muss man ihm gestatten, Fehler zu machen und zu lernen. Möchte man das Risiko nicht eingehen, dann wird Gersbeck sich in die Reihe talentierter Torhüter aus der eigenen Jugendschmiede einreihen, die wohl nie den Sprung schaffen werden.
Vieles spricht gegen Kraft
Auf Dauer sieht es also eher schlecht für Thomas Kraft aus. Die Vertragsverlängerung mit Gersbeck ist ein klares Zeichen, dass man mit ihm planen möchte. Und dann wäre da noch eine Geschichte, die zurzeit die Runde macht, welche jedoch nicht in erster Linie mit Thomas Kraft zu tun hat. Die Diskussion um den Ersatzkapitän, sollte Lustenberger – auf Grund seiner Verletzung – längerfristig nicht zur Verfügung stehen.
Hier werden viele Namen genannt. Pekarik, Hosogai, Langkamp und sogar Neuzugang Heitinga. Der Name Kraft ist jedoch nicht einmal gefallen. Dabei gilt der Keeper innerhalb des Teams als Leader und Lautsprecher. Dass Jos Luhukay den Torwart nun bei seinen Gedanken, sofern man den Medien glauben will, komplett außen vor lässt, könnte als klares Zeichen gegen den Torwart interpretiert werden.
Hertha wird wohl in der Zukunft mit dem Team Gersbeck/Jarstein oder Kraft/Jarstein in der Bundesliga spielen. Alles andere macht keinen Sinn. Auch dass man Kraft, trotz auslaufendem Vertag, nun nicht verkauft, sondern ggf. im kommenden Jahr ablösefrei ziehen lässt, ist nicht unbedingt abwegig. Erstens bringen Torhüter auf dem Transfermarkt in der Regel keine besonders großen Ablösen ein und zweitens kann sich Gersbeck so noch ein Jahr in der U23 weiterentwickeln, bevor man ihm dann das komplette Vertrauen schenkt.
Das Ganze basiert natürlich nur auf den Eindrücken, die man von außen mitbekommt; die Chancen, dass dieses Szenario eintritt, wachsen jedoch mit jeder Woche, in der Thomas Kraft keinen neuen Vertrag unterzeichnet.
In diesem Sinne, warten wir einmal ab, was auf uns zukommen wird!
Euer René ‚Mueggi‘ Jünemann
2. Vorsitzender Berliner Jungs OFC