Die Vorstellung „Dornröschen“ in der Deutschen Oper am Karfreitag ist ausverkauft. Doch kurz vor Vorstellungbeginn sind die Garderoben leer, die Tänzer stehen vor der Tür und das Foyer füllt sich mit so enttäuschten wie entrüsteten Menschen. Überall werden Flyer der Gewerkschaft Verdi verteilt. Dazu der Satz: „Die Vorstellung fällt heute aus.“
Über 80 Prozent der Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts sind zwar bei ihnen organisiert, die gültigen Künstlerverträge sind aber von anderen Gewerkschaften ausgehandelt worden und nicht auf die Spezifika des Staatsballetts abgestimmt, so Verdi. De facto hat die Arbeitnehmervertretung bei der Stiftung Oper in Berlin entsprechend nichts zu sagen. In dem Arbeitsaustand vor der Oper geht es also noch nicht um bessere Arbeitsbedingungen für die Tänzer, sondern darum, Verdi an den Verhandlungstisch zu holen.
Das Erlebnis ist verloren, das Geld nicht
Davon wissen die Ballettfreunde im Foyer an diesem Freitagabend nichts. Enttäuscht und ernüchtert stehen sie in Schlangen vor den Kassen, um zu erfahren, wie es für sie nun weitergeht. Nachgeholt wird die Vorstellung natürlich nicht. Karten für einen anderen Termin zu bekommen dürfte schwierig werden, da die Inszenierung nur noch an sechs Spieltagen zu sehen ist. Immerhin werden an alle Betroffenen umgehend Zettel ausgeteilt, auf denen man die Erstattung des Ticketpreises per Überweisung oder in Form eines Gutscheins veranlassen kann.
Wut und Enttäuschung ist dennoch überall zu spüren. „Wir haben eine halbe Stunde vor Einlassbeginn unsere Karten an der Kasse abgeholt, da hat man uns nichts von dem Streik erzählt. Jetzt haben wir umsonst gewartet“, erzählt eine Dame. Eine andere habe gehört, dass verantwortliche Mitarbeiter des Balletts selbst erst während der direkten Vorbereitungen auf die Vorstellung von Verdi über den Streik informiert wurden.