In Sachen Flüchtlinge scheint die Situation in Berlin vielerorts ziemlich verfahren. Je mehr Menschen auf der Suche nach einer neuen, sicheren Heimat in die Stadt strömen, desto knapper wird nicht nur der Raum, den man ihnen zur Verfügung stellen möchte. Auch die Vorurteile innerhalb der Gesellschaft nehmen zum Teil bedenkliche Ausmaße an. Und trotzdem muss das Zusammenleben irgendwie gelingen. Im Wedding hat die NachbarschaftsEtage nun erstmals ein Projekt gestartet, mit dem ein alternativer Weg für die Integration von Flüchtlingen aufgezeigt wird. Statt sich auf die Hilfe von professionellen Sozialarbeitern und die Maßnahmen der Politik zu verlassen, können die Anwohner hier selbst aktiv werden und ihren Teil dazu beitragen, dass sich die Neuankömmlinge rascher in ihren Kiez integrieren.
„Wir möchten den Flüchtlingen keine rechtlichen, sondern ganz menschliche Hilfestellungen anbieten“, so Projektleiterin Anna Asfandiar über das gerade gestartete Patenschaftsprogramm. Sie hofft auf eine „partnerschaftliche Beziehung“ zwischen den „neuen und den alten“ Bewohnern des Kiezes. „Es geht nicht darum, den Helden zu spielen bei irgendwelchen Behördengängen. Vielmehr freuen sich die Menschen über Hilfe beim Ticketkauf oder die gemeinsame Fahrt mit der Straßenbahn“, betont die Mitarbeiterin der NachbarschaftsEtage. Die soziale Einrichtung hat im Rahmen der erfolgreichen sogenannten „Bildungspatenschaften“ zwischen Schülern bereits Erfahrungen mit einem solchen Projekt sammeln können. Das neue Programm soll mit den bestehenden Angeboten der NachbarschaftsEtage verknüpft werden.
Wer Pate werden möchte, sollte aus den oben genannten Gründen weniger bürokratisches oder rechtliches Wissen, als vielmehr ein gewisses Kommunikationstalent mitbringen. „Die meisten Flüchtlinge sprechen natürlich überhaupt kein Deutsch und meist auch nur ein klein wenig Englisch. Die Paten sollten also mindestens eine Fremdsprache beherrschen, sonst kommt man bei der Klärung existenzieller Fragen einfach nicht weiter“, so Asfandiar. Unter anderem sind Frendsprachenkenntnisse in Arabisch, Russisch, Serbokroatisch oder Albanisch gefragt. Ist die Sprachbarriere erst mal überwunden, wünschen sich die meisten Neuankömmlinge Hilfe bei Dingen, die für langjährige Berliner selbstverständlich erscheinen. „Viele suchen einfach eine Wohnung und wissen zum Beispiel nicht, dass man in Bibliotheken kostenlos ins Internet kann oder dass man in bestimmten Gegenden wegen vieler Rechtsradikaler eher nicht suchen sollte“, erklärt Asfandiar.
Wer sich über das Patenschaftsprojekt informieren möchte, kann sich bei der NachbarschaftsEtage, unter der Nummer 030 49 90 23 34 oder per Mail über alles Weitere informieren.