An den U-Bahnhöfen Berlins möchte man normalerweise nicht lange bleiben. Gestresste Menschen eilen von einem Ort zum nächsten und es ist dreckig, laut und voll. Doch sobald der Beat einsetzt und der unauffällige Texaner im Schneidersitz anfängt zu rappen, kommt die Menge zum Stillstand. Ob Teenager, Späti-Besitzer oder Bankangestellter, sie alle fangen an zu lächeln und nicken mit dem Kopf zum Beat. Bryan rappt über sein Leben, über seine Probleme und über seine Träume – und erreicht damit die Herzen all seiner Zuhörer.
One-Way-Ticket von Texas nach Europa
Seine Karriere begann in Texas als Vorband von D12, der Band um Rapper Eminem. Bis dahin hatte er nur zum Spaß gerappt, doch nach seinem Auftritt beschloss er, Musik zu seinem Lebensinhalt zu machen. Zu Beginn ging das wegen seines Restaurantjobs nur in seiner Freizeit, doch Bryan war unzufrieden: „Sowohl meine Musik als auch mein Leben befanden sich im Stillstand.“ Als zwei seiner Kunden ihm ein Flugticket für ein Ziel seiner Wahl schenkten, veränderte sich alles: Er entschied sich für ein Flugticket nach Spanien und startete so sein Leben als Rapper auf den Straßen Europas.
Zu Beginn verkauften sich Bryans CDs in Spanien sehr schlecht und nach einigen Monaten hatte er sein finanzielles Existenzminimum erreicht. Doch er gab nicht auf: Innerhalb einer Woche sammelte er durch Straßenauftritte so viel Geld, dass er sich seine eigene Ausrüstung inklusive einer richtigen Anlage kaufen konnte. Seit zwei Jahren reist er damit durch Europa, sesshaft geworden ist er aber in Berlin. „Was ich an Berlin liebe, ist, dass man ständig neue Dinge erlebt. Wenn man nach einem Tag voller Straßenauftritte nachhause kommt, hat man das Gefühl, man hätte drei Tage hinter sich“, erklärt Bryan. „Besonders für Straßenmusiker ist Berlin die perfekte Stadt. Man hat sonst nirgends die Chance, so viele unterschiedliche Menschen mit seiner Musik zu erreichen.“ Nur eins stört den Texaner: „Die Anonymität. Menschen leben in Berlin für sich und es ist schwierig, einen festen Kreis von Freunden zu finden.“
„Genau das möchte ich mit meiner Musik machen: Leben verändern.“
Im Gegensatz zu vielen anderen Rappern ist es dem Straßenmusiker nicht wichtig, viel Geld zu verdienen, auf große Tourneen zu gehen und in riesigen Konzerthallen zu spielen. Anstatt zu großen Musikern sieht er zu Menschen auf, die etwas in der Welt verändern. „Einmal“, erzählt Bryan, „hat ein Mann mich angesprochen und sich bedankt. Er hat erzählt, dass er normalerweise jeden Tag schlecht gelaunt war und sich nach der Arbeit mit seiner Frau und seinem Kind stritt. Doch nachdem er eines Tages das erste Mal meine Musik gehört hatte, stritten sie sich nicht mehr. Genau das möchte ich mit meiner Musik machen: Leben verändern.“
Da er weder seine Zeitplanung noch den Stil seiner Musik an jemanden anpassen möchte, gründete der 30-Jährige sein eigenes, unabhängiges Label: Citizen Soldier Entertainment. Obwohl viele Veranstalter ihn für Konzerte buchen möchten, lehnt er ihre Angebote meistens ab. Seine Begründung: „Auf organisierten Konzerten fehlt der Überraschungsmoment, Straßenmusik jedoch reißt Menschen für einen Moment aus ihrem Alltag. Und so gebe ich auch denen, die normalerweise nicht auf ein Konzert von mir gehen würden, die Möglichkeit, meine Musik zu hören.“ Und diese Möglichkeit werden in Zukunft nicht nur Berliner haben: Für den Sommer 2017 plant Bryan eine deutschlandweite Tour, unter anderem in München, Hamburg und Frankfurt.
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