Zunächst mal will mir die Aufregung um die Gestaltung unserer Ampeln generell nicht in den Kopf. Ob mir nun ein Männchen, ein Pärchen, ein Hase oder ein Hintern rot, gelb oder grün entgegenleuchtet, ist mir herzlich egal. Was zählt, ist die Aussage der Farbe. Und wenn wir ehrlich sind, ignorieren zumindest die meisten Berliner Fußgänger auch diese komplett und entscheiden selbst, wann sie stehen oder gehen.
Homo-Ehe statt Ampelfrauen
Als ob! Wer sagt überhaupt, dass das jetzige Ampelmännchen kein gläubiger Muslim, Jude, Hindu, trans- oder homosexueller Mensch ist? Welche Hautfarbe es hat? Oder dass die Figur keine Frau darstellen könnte, wenn auch mit kurzem Haar und Hut? Zumal Ampelfrauen mit Rock und Zopf seit Jahren als zu klischeehaft für Berlins Straßenverkehr gelten.
Hier geht es eben ausnahmsweise nicht darum, ob irgendwer zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, sondern um ein Zeichen. „Um ein Symbol für mehr Gleichberechtigung, das zeigt, dass homosexuelle und andere Paare gleich viel wert sind“, wie Norman Wolf von den Lichtenberger Linken es ausdrückt. Er gehört zu den Initiatoren der Ampel-Aktion. Vor allem sollen die Debatte um die „Homo-Ehe“ damit angestoßen und die Berliner vor ihrer Tür an das Thema erinnert werden. Und wenn sie schon mal da sind, könnten die schwul-lesbischen Ampeln – kurz Schwampeln – dann auch länger bleiben.
Der Regenbogen-Zebrastreifen aus Köln geht auch
Ein Zeichen mehr für Toleranz und Vielfalt in Berlin, was sollte daran schlecht sein? Eine Ampel ist eine Schwampel ist eine Ampel, nicht nur in Berlin. Der Vorreiter kommt aus Wien. Dort untersucht man gerade, ob sich die Idee positiv auf den Verkehr auswirkt, weil sie besondere Aufmerksamkeit hervorruft. Sogar in München gibt es Pärchen-Ampeln während des CSD. München! Bremen, Hamburg und Frankfurt/Main ziehen vielleicht nach. In Köln möchte man auch unbedingt ein Toleranzsymbol. Sollten die Ampelpärchen abgelehnt werden, sind auch Zebrastreifen in Regenbogenfarben im Gespräch.
Vielleicht können wir das ja dann auch gleich in Berlin machen. Und um nicht weiter hinterherzuhinken am besten gleich die ganzen Straßen bunt pinseln. Damit man sich auf der Tour durch Berlin fühlt wie in der kunterbunten Regenbogenwelt von „Mario Kart“. Und bevor jetzt wieder der große Aufschrei kommt, gebe ich zu bedenken: Auch eine bunte Straße ist eine Straße. Oder nicht?