„Hey! Nice Kostüm! Es ist ein Prank, oder? Hey, Dicker. Sag es ist ein Prank, tue dir einen Gefallen!“ Doch der Clown geht auf David zu und hält den Schläger bereit. „Kein Prank? Bist du sicher?“ Halt, stopp! Irgendwas stimmt hier nicht. David sollte doch Angst haben und weglaufen, oder? Nicht dem Killer-Clown erklären, wie er sich selbst einen Gefallen tun kann. Naja, da suchte sich der maskierte Spaßvogel einfach das falsche Opfer aus. Denn für David ist Kämpfen Kunst und die Kampfkunst auch sein Lifestyle.
Denn David Ruessel ist Kampfkünstler und bringt Menschen Selbstverteidigung bei. Aufgrund der in letzter Zeit häufig gewordenen Clown-Angriffen in Berlin und ganz Deutschland veröffentlichte er mehrere Youtube-Videos zum Thema. Was soll man tun, wenn man nach der Halloween-Party auf dem Weg nach Hause auf einen Killer-Clown trifft, der aggressiv wirkt? Ein Kurs, der Menschen zeigen soll, wie man sich gegen Horror-Clowns verteidigt.
„Weglaufen ist die beste Wahl“ – sagt der 35-Jährige aus Hamburg. „Ich wiederhole in meinem Unterricht immer die goldene Regel: Wenn ein Fluchtweg da ist, dann nutze diesen“. Wenn nicht, müsste man versuchen sich freizulaufen, um dem Konflikt zu entkommen“. David, der noch als Model und erfolgreicher Youtuber unterwegs ist, versetzt seine Schüler in die unterschiedlichsten Kampfsituationen und zeigt ihnen, wie sie am besten reagieren müssen. Sein Projekt hat er System without System (SwS) genannt. Es handelt sich dabei um keinen Kampfsport, sondern um eine reale und effektive Selbstverteidigung: „Im SwS-Unterricht sind wir ein sehr gemischter Haufen. Von 16 bis 50 Jahren ist alles vertreten. Die meisten haben den Beweggrund, sich verteidigen zu wollen.“
Vor der Clown-Maske hat David keine Angst: „Ich finde es sehr schade, dass wir inzwischen solchen Idioten ausgesetzt sind, die sich durch ihre Maske stärker fühlen und durch das Erschrecken Macht über einen Menschen als Befriedigung für sich selbst sehen. In einer realen Situation würde ich der Clownsmaske aber keine Beachtung schenken. Es ist schließlich nur eine Maske – und viele Gestalten, die nachts Leute attackieren sehen schlimmer aus, wenn sie keine tragen“. Es heißt also: Cool bleiben und das Gelernte anwenden, falls es keine Fluchtmöglichkeit gibt.
Mit dem Kampfsport begann David im zarten Alter von fünf Jahren. „Ich war ein introvertiertes Kind, hatte kaum Freunde. Durch den Kampfsport konnte ich mein Selbstbewusstsein aufbauen und für mich eine Leidenschaft entdecken. Es ist toll, Menschen durch das Training helfen zu können“. Doch selbst David hatte seine dunkle Phase, er landete sogar einmal im Knast: „Irgendwann kam ich vom richtigen Weg ab. Ich wurde so, wie der Ort war, an dem ich groß geworden bin. Dunkel, kalt und perspektivlos“. Zum Glück reißt er sich zusammen und findet aus der Dunkelheit wieder zurück: „In der Zelle wird der eigene Atem immer lauter. Ich fing an, über meine Zukunft nachzudenken, wollte alles ändern. Ich unterrichte jetzt sehr leidenschaftlich und halte mich aus allem Ärger raus“. Eine tolle Bilanz. Heute ist David erwachsen und erkennt das Wichtige im Leben: An sich arbeiten und anderen helfen. Für alle Horror-Clowns eine Vorwarnung: Falls ihr auf David trefft, sucht nach dem Fluchtweg! 30 Jahre Erfahrung als Selbstverteidigungslehrer sind gefährlicher als eine Maske!