Natürlich geht’s im Luxushotel The Ritz-Carlton eher vornehm zu. Vom Gedanken, dass dort im neuen Restaurant Pots nur reiche Touris was verloren haben, verabschieden wir uns aber schon am Eingang wieder. Ganz lässig und ungezwungen sind Empfang und Ambiente, das definitiv einen „Wow“-Moment für dich bereithält: So bildschön sieht das Restaurant mit seinen 162 Sitzplätzen aus. Das stylische Kupfer-Konzept fällt schon im Garderobenbereich mit der „very instagrammable“ Wand auf, an der dekorativ jede Menge Kupfertöpfe hängen. Dann ist da natürlich der imposante Kupfertresen, der Einblicke in die offene Küche zulässt. Und jede Menge schnieke Töpfe – pots – kriegen wir im Lauf des Abends sowieso zu sehen. Bis hin zu süßen kupferfarbenen Sprenkeln auf dem Nachtisch reicht diese Detailverliebtheit.
Foodkonzept: Deutsche Klassiker 2.0
Auch beim Foodkonzept hat man sich an diese beeindruckende Detailtreue gehalten, ganz unter dem Motto: „Sharing“ geht auch in deutsch. Soll in dem Fall heißen: Typisch deutsche Gerichte werden innovativ, man könnte es auch trendy nennen, interpretiert und in Portionen auf den Tisch gebracht, die optimal zum Teilen sind. Als Chef de Cuisine zeichnet der 29-jährige Frederik Grieb verantwortlich, inspiriert von Sternekoch Dieter Müller. Als Starter gibt’s neben Brot und aufgeschlagener Butter eingelegtes Gemüse. Als Vorspeise teilen wir uns fruchtiges Rote Bete-Tatar zu Kümmelchips und eine intensiv schmeckende, geflämmte Lachsforelle an Gurke-Kohlrabi. Das Senfei ist neu interpretiert als wachsweiches Onsenei mit Rote Bete-Mantel. Letzteres war unser klarer Favorit, weil geschmacklich aromatisch einfach spitze und in der Form auch noch nie gegessen. Preislich liegst du bei den Vorspeisen bei rund 12 Euro.
Stilrichtungen der deutschen Küche werden hier übrigens auch munter gekreuzt, wie beispielsweise bei unserem Hauptgang, dem Ostsee-Kabeljau mit Rauchaal-Gemüsekompott auf Frankfurter Kräutern (für 20 Euro). Die grüne Soße zum Auf-den-Punkt-Fisch wird nur noch getoppt von der großartigen Rieslingsauce, die unsere modern interpretierten Klopse begleitet (für 20 Euro). Die Fleischbällchen sind mit Flusskrebsen aus dem Tiergarten garniert. Dazu noch Blumenkohl an Zimt und den besten, weil cremigsten, Kartoffelstampf in Töpfchen dazu. Als Nachtisch teilen wir uns noch die Dieter Müller Signature-Schwarzwälder Kirsch-Komposition mit großer Schokopraline, eingelegten Kirschen und Tonkabohnen-Knusper. Komplettiert hat dieses wirklich sehr ansehnliche, kreative und leckere Dinner der hervorragende Service, der zu jedem Gang einen der 200 ausgewählten, ausschließlich deutschen Weine reicht.
Schließlich haben wir uns die Wahl des Namens noch erklären lassen. Das mit den Töpfen haben wir verstanden. Dann natürlich noch: Pots – damer Platz, klar. Aber ist da noch mehr? Unser sympathischer Kellner erzählt, dass die Wahl zwischen Otto und Pots fallen musste. Otto steht dabei für Otto Beisheim, der das Beisheim Center 2004 errichten ließ, in dem sich das The Ritz-Carlton heute befindet. Das Rennen hat aber trotz einiger unglücklicher Assoziationen (von Drogen-Glossar bis zur Tatsache, dass „pots“ in manchen Teilen der Welt gar Weichteile bedeutet) Pots gemacht.
Als letzter Absacker wird, wie schon zum Start, eingelegtes Gemüse serviert – puh, wir sind doch schon so satt, aber halt, nein, das sind einfach nur gut getarnte, handgemachte Super-Pralinen. Die müssen noch gehen.
Danke an das POTS für die Einladung zum Dinner! Der Umstand ändert natürlich nichts an unserer objektiven Berichterstattung.