Doku Tipp

Human Flow von Ai Wei Wei

In der Doku Human Flow wird der Zuschauer auf eine Reise durch 23 Länder geführt, die von Flucht betroffen sind. Darunter auch der Gazastreifen.
In der Doku Human Flow wird der Zuschauer auf eine Reise durch 23 Länder geführt, die von Flucht betroffen sind. Darunter auch der Gazastreifen.
Mehr als 65 Millionen Menschen sind aktuell weltweit auf der Flucht – der chinesische Künstler Ai Wei Wei nimmt in seiner neuen Doku die Abstraktheit der Zahl weg und versucht dem Zuschauer die Gesamtheit der Flüchtlingskatastrophe nicht nur darzustellen, sondern durch persönliche Begegnungen verständlicher zu machen.

„Die globale Migration ist die große Aufgabe unserer Zeit“, sagt Sigmar Gabriel (SPD) bei der Weltpremiere von Human Flow im Kino International. Laut Ai Wei Wei besteht die aktuelle Krise nicht nur in der überwältigenden Zahl von Flüchtlingen, sondern in der Versuchung sich von der Aufgabe abzuwenden.

Dies animierte den chinesischen Künstler, der aktuell in Berlin im Exil lebt, dazu mit einem Film-Team auf eine Reise durch 23 Länder aufzubrechen. Darunter Deutschland, Afghanistan, Kenia, Israel, Griechenland oder Myanmar. In ganz persönlichen Gesprächen erzählen Rohingya (muslimische Minderheit in Myanmar) wie ihnen jede menschliche Würde wegen ihrer Religion in ihrem Heimatland genommen wird oder wie im Flüchtlingslager in Idomeni (Griechenland), die Bewohner jedem Wetter, Hunger und Krankheitsepidemien Stand halten, um bereit zu sein, sollten sich die Grenzen öffnen. 

Ai Wei Wei und sein Team begleiten Menschen, die sich trotz Herzleiden in reißende Flüsse begeben, um über den Landweg von Griechenland nach Deutschland zu gelangen oder aber auch wie afghanische Bürger nach mehr als zehn Jahren wieder in ihre Heimat zurückkehren, nur um zu erleben, dass sich alles verändert hat und sie Fremde im eigenen Land sind. Das heißt in Human Flow wird nicht nur die Flucht, sondern alles was sie mitbringt thematisiert, ob nun Radikalisierung, Hunger, Verlust der Familie oder der eigenen Identität.

Es entstanden 1000 Stunden Rohmaterial, die der Schnittmeister Niels Pagh Andersen zu einem wichtigen und ambitionierten 140-Minuten-Werk verdichtete. Man erlebt durch die Drohnenaufnahmen eine wunderschöne Landschaft, die Menschen beherbergt und eint. Verwoben wird das Ganze mit kraftvollen Worten von syrischen und türkischen Dichtern. Ebenso herausragend ist, wie durch die persönliche Nähe gerade das so fern geglaubte Glück und der Humor festgehalten werden kann, wenn beispielsweise ein Vater mit seiner Tochter ein Selfie schießt, voller Freude, weil sie von einem Boot gerettet wurden.

Human Flow bringt die Aufgabe, die wir uns, sei es wegen Krieg oder Klimawandel stellen müssen wieder in den Fokus und zeigt auch wie schnell die Mechanismen von Unterdrückung und Ausgrenzung wirken. Daher auch Ai Wei Wei’s Worte bei der Premierenfeier: „Bitte sprechen sie mit ihren Freunden über den Film.“

Human Flow läuft zum Beispiel im Kino International, Neues Off oder Kant Kino.

Kino International, Karl-Marx-Allee 33, 10178 Berlin

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