In den sozialen Medien kommt die laufende Staffel von „Ich bin ein Star“ (kurz: Ibes) nicht besonders gut weg. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden als vorwiegend langweilig wahrgenommen und spannende ‚gruppendynamische Prozesse‘ – also Streit oder Flirts – halten sich nach Meinung der Experten in engen Grenzen.
Ich kann da nicht mitreden, denn ich habe den Vergleich nicht. Ich bin beinahe ein Dschungel-Frischling, habe die bisherigen Staffeln allenfalls mal fünf Minuten am Stück verfolgt. Doch vielleicht fällt so der unvoreingenommene Blick auf die Ausgabe vom Januar 2015 leichter. Denn jetzt bin ich dabei und weiß Bescheid, was elf Prominente – aus welcher Kategorie auch immer – im australischen Urwald treiben.
Die Berliner Bewohner und ihre Rollen
Die Rollenverteilung funktioniert gerade bei den vier eigentlich in Berlin wohnhaften Kandidaten ganz gut: GZSZ-Darsteller und Sänger Jörn Schlönvoigt aus Köpenick hat immer gute Laune, ist Everybody’s Darling, dabei aber fast zu brav. Angelina Heger, bekannt aus einer anderen RTL-Show, wurde sicherlich wegen ihres im Playboy bewiesenen Sex-Appeals gecastet, hat sich aber im Dschungel zuletzt zum Haupt-Problemfall mit Heimweh entwickelt. Ex-Glücksrad-Fee Maren Gilzer eignet sich schon aufgrund des Alters zur Camp-Mutti, entwickelt aber auch eine immer deutlichere Aversion gegen Enfant Terrible Walter Freiwald. Nur Casting-Experte Rolf Scheider muss noch etwas an seinem Profil feilen: Er schwankt momentan zwischen verständnisvollem Zuhörer und Tratschtante. Wobei das eine das andere ja auch in der Realität nicht ausschließt.
Dennoch: Für mich als Dschungel-Newbie bleiben zwei Probleme. Der Zynismus von „Ibes“ geht manchmal zu weit. Wenn Walter Freiwald vor laufender Kamera um einen Job bettelt, dann ist das auch ohne hämische Kommentare schon an der Grenze. Auch wenn der Ex-RTL-Moderator sich seiner Funktion durchaus bewusst sein sollte und vieles tut, um im Camp und bei den Zuschauern nicht Schlönvoigts Rolle einzunehmen. In solchen Momenten hinterlässt der Voyeurismus der Sendung einen faden Beigeschmack. Und dann ist da noch das Zeitproblem: Obwohl die Quoten hinter den letzten Staffeln zurückbleiben, hat RTL die Sendelänge am Dienstag erhöht. Das sollte besser ein Einzelfall bleiben, denn jeden Wochentag bis Mitternacht im Dschungel – das muss nun doch nicht sein.