Die Anreise sollte ursprünglich mit der Seilbahn erfolgen. Noch einmal raus aus der U-Bahn und mit der Gondel über das Gelände der IGA in Marzahn-Hellersdorf schweben – das würde doch auch den Journalisten Spaß machen, hatten sich die Organisatoren der Bilanz-Pressekonferenz wohl gedacht. Doch an diesem Donnerstag stand die bei den Besuchern der Gartenausstellung so beliebte Seilbahn still. An diesem Donnerstag gab es nicht mal ‚echte‘ Besucher, denn zum bisher einzigen Mal öffnete die IGA aufgrund einer ganztägigen Sturmwarnung überhaupt nicht.
Die Umstände der Pressekonferenz verdeutlichen, auf was die IGA-Geschäftsführer Katharina Lohmann und Christoph Schmidt sowie Verantwortliche aus Politik und Verwaltung eher ungewollt immer wieder zu sprechen kamen: Die Internationale Gartenausstellung Berlin ist ein Stück weit ins Wasser gefallen. Bis zu ihrem Ende am 15. Oktober rechnen die Macher nur noch mit 1,6 Millionen Besuchern statt mit 2 Millionen. Dabei galten die früheren Erwartungen schon als vorsichtige Schätzung. Bereits vor der IGA hatte man die Prognosen um eine Million nach unten korrigiert. Aufgrund der zu erwartenden Mindereinnahmen fließen nach Angaben der Geschäftsführung rund 11 Millionen Euro weniger zurück in den Landeshaushalt Berlins als geplant.
It’s the weather, stupid!
Den Zusammenhang der Besucherzahlen mit dem Wetter verdeutlichten Lohmann und Schmidt anhand zweier Kurven: Hohe Niederschlagsmengen bedeuteten meistens wenige Menschen auf der IGA. Und laut Deutschem Wetterdienst war dieser Sommer in Berlin der niederschlagsreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Andere mögliche Faktoren wurden ein wenig stiefmütterlich behandelt. Die Kritik an den Eintrittspreisen wollten die Verantwortlichen nicht gelten lassen. Tageskarten für die IGA kosten 20 Euro. Es gab und gibt allerdings diverse Ermäßigungen, besonders für Kinder, sowie Rabattaktionen. Eingeräumt wurde aber, dass der überraschend erfolgreiche Appell, bei der Anreise öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, die Einnahmen aus dem eingerichteten Parkplatz reduziert habe. Laut Befragungen kamen knapp die Hälfte der Besucher per Bus und Bahn.
Doch die andere, positive Seite der IGA ist: 98 Prozent der befragten Besucher waren mit der Gartenausstellung sehr zufrieden oder zufrieden. Es wurden 33.000 Dauerkarten verkauft. Denen, die da waren, hat das sechsmonatige Event im Grünen mit überwältigender Mehrheit gefallen. Und was den Verantwortlichen besonders wichtig war: „Wir haben etwas geschaffen, was dauerhaft für Berlin nutzbar ist“, so Staatssekretär Christian Gaebler, der Aufsichtsratsvorsitzende der IGA Berlin 2017 GmbH.
Die Natur bleibt – und die Seilbahn?
Dazu gehören nicht nur markante Bauwerke wie der Wolkenhain, die Aussichtsplattform auf dem Kienberg, oder die Seilbahn. Durch den „Waldumbau“ auf dem Kienberg sei dieser naturnäher und attraktiver für Vögel und Insekten, sagte Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz. Das Wuhletal wurde renaturiert; gleichzeitig entstanden neue Wegverbindungen zwischen Marzahn und Hellersdorf. All das bleibt erhalten – genau wie das Umweltbildungszentrum, das während der IGA von vielen Kitagruppen und Schulklassen genutzt wurde.
Und was passiert mit den schwebenden Gondeln? Juliane Witt, Kulturstadträtin des Bezirks Marzahn-Hellersdorf, hat eine klare Meinung dazu: „Wir würden die Seilbahn gerne behalten.“ Ob es langfristig dabei bleibt, ist ungewiss. Noch drei Jahre lang wird die Seilbahn vom Hersteller, dem österreichischen Unternehmen Leitner, auf jeden Fall weiterbetrieben. Ob sie danach in Berlins öffentlichen Nahverkehr integriert werden kann, wird ab Ende des Jahres offiziell geprüft.