„Die Idee kam durch eine Fernsehsendung, bei der ein sogenannter Wutraum aus Halle vorgestellt wurde“, sagt Christian Block, Gründer des ersten Berliner Wutraums. In der Werbepause hat er gleich mit der Suchmaschine seines Vertrauens überprüft, ob es so etwas schon in Berlin gibt. Resultate? Fehlanzeige. Gesagt, getan. „Das Konzept war eigentlich schnell gemacht. Schwieriger wurde es da schon, den Vermieter von meinem destruktiven Projekt zu überzeugen“, so Block. Nun kann er sein Ein-Mann-Experiment in einer Industriehalle in Lichtenberg umsetzen und ist seit 20. März Nachbar von bekannten Elektro-Clubs wie dem Kosmonaut und dem Subland.
Schließlich „arbeiten“ die Gäste mit Werkzeugen wie Äxten, Brecheisen oder Golfschlägern, die viel Schaden anrichten. Das bekommen die beiden Wuträume aktuell ein bis zwei Mal pro Woche zu spüren. Hier kann man Tische, Fernseher oder Geschirr auf elf Quadratmetern zerlegen oder sich dem etwas größeren „Crash Room Deluxe“ stellen, bei dem zum Beispiel ein Computerbildschirm und weitere Objekte eine „zweite Chance“ bekommen.
Stress abbauen, Spaß haben, Sport treiben
Sämtliche Möbel und Gegenstände stammen aus Wohnungsauflösungen oder wurden aussortiert. „Bevor sie im Müll landen, nutze ich sie gerne für meine Wuträume. Sowieso: Jeder, der große und kleine Objekte aller Art loswerden möchte, kann sich an mich wenden.“ Mit dem Aufpäppeln von Gegenständen kennt sich Christian Block aus: Hauptberuflich leitet er eine Upcycling-Firma.
Doch braucht es wirklich einen Wutraum? Verarbeitet nicht jeder Wut oder Stress anders? „Das schon“, meint Block, „aber hier steht eindeutig der Spaß im Vordergrund. Wohl jedem huschte schon einmal der Gedanke durch den Sinn, seinen Computer zu zerlegen, weil er mal wieder nicht gehorcht hat.“ Genau das kann man im Crash Room umsetzen. So baut man zudem Stress ab und treibt unbewusst Sport. „Die Leute sind danach immer froh, befreit und k.o. Manchmal unterschätzen sie vielleicht, was für eine Ackerei es ist, ein Zimmer zu zerlegen.“
Projekt mit Potenzial
In den kommenden Monaten soll der Crash Room weiter wachsen: „Es ist zwar nur ein Hobbyding von mir, aber eins mit viel Potenzial.“ So soll man bald auch Autos bearbeiten können, bevor sie in die Schrottpresse wandern. Außerdem sei ein Painting Room geplant, in dem sich die Kinder so richtig mit Pinseln und Farbe an den Wänden austoben, während sich ihre Eltern nebenan ebenso ins Zeug legen. Auch ein Schreiraum sei eine Option, ebenso wie Sportgegenstände: „Ich kann mir vorstellen, dass Kugelstoßen in einem eingerichteten Raum die Leute reizen könnte“, so Block. So erhalten seine Gästen noch viele weitere Möglichkeiten, um ihre Wut und ihren Stress auszuleben. Und nicht im Alltag, wenn mal wieder etwas nicht ganz so rund läuft.
Wer den Crash Room Berlin einmal ausprobieren möchte, kann sich zwei Wochen im Voraus telefonisch anmelden. Auf der Webseite gibt es zudem Gutscheine zum Verschenken. Bis zu zwei Personen können für 99 Euro den „Crash Room“ (11m²) zerlegen, den „Crash Room Deluxe“ (14m²) für 119 Euro sogar drei.