Statt mit internationaler und zeitgenössischer Kunst haben es die Besucher des HKW diesmal mit einer Ausstellung der ganz besonderen Art zu tun: Die Themenschau „Forensis“ zeigt Forschungsprojekte von Filmemachern, Künstlern und Architekten, die Menschenrechtsverletzungen, Umweltverbrechen und Katastrophen in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stellen oder auch reflektieren. Auf der Basis des Projektes werden darüber hinaus unter anderem Instrumentarien und Raumanordnungen der Forensik beleuchtet. Anselm Franke und Eyal Weizmann sind die Kuratoren der Ausstellung. Letzterer ist Professor an der Goldsmith University of London und leitet seit 2011 das Projekt „Forensic Architecture“, eine Agentur, die die Rolle der Architektur als Mittel der Kriegsführung erforscht.
Für den Laien ist das alles zunächst ein bisschen schwer zu durchschauen. Der Besucher bekommt aber in der Ausstellung auf insgesamt sieben Wänden und zahlreichen Monitoren 25 Fallstudien zu verschiedenen Themen gezeigt, um zu erfahren wie Forensik heutzutage eingesetzt wird und was sie überhaupt leistet. Viele der Praktiken in der Forensik sind sogenannte bildgebende Verfahren: Sie erstellen und analysieren zum Beispiel Satellitenaufnahmen, virtuelle Rekonstruktionen, Animationen und Datenvisualisierungen.
Aus Trümmern rekonstruieren
Was viele nicht vermuten: Auch bei Kriegen werden in der heutigen Zeit in städtischer Umgebung und in Gebäuden forensische Untersuchungen vorgenommen. In diesem Bereich wird neben vielen anderen Dingen die Rolle der Architektur in Kriegszeiten erforscht. Daher muss man sich in der Kriegsführung auch mit den stadtplanerischen und architektonischen Perspektiven auseinandersetzen. Auch Militärs müssen also heutzutage die „Stadt verstehen“. Dazu müssen sie die jeweilige Architektur, den historischen Städtebau und die urbanistische Theorie lernen. Solch ein Wissen dient im Bereich der forensischen Architektur beispielsweise dazu, dass man an den Kriegsruinen in Städten erkennen kann, ob Widerstand geleistet wurde. Die Einschüsse geben Aufschluss darüber, ob jemand herausgeschossen hat oder selbst in die Schusslinie geriet. Aus den Trümmern kann erstaunlich viel rekonstruiert werden.
Zudem ist neben der Rolle der Fotografie auch das Verhältnis von Mensch und Umwelt Thema der forensischen Schau. Forensik ist hier etwa notwendig, um beim Menschen Vergiftungen durch den Abbau von Rohstoffen nachweisen zu können. Außergewöhnlich ist auch, dass selbst die Migration bis hin zur unterlassenen Hilfeleistung für Flüchtlinge Thema der Ausstellung ist. Interessierte können bei Führungen sowie in Workshops mitdiskutieren und so die vielfältigen Aspekte der Ausstellungen vertiefen.
Die Ausstellung wird am Freitag, 14. März um 18 Uhr eröffnet und läuft bis zum 05.05.2014. Der Eintritt kostet ermäßigt 4 Euro, sonst 6 Euro. Wer sich für das Gebiet der Forensik interessiert, erfährt hier mehr.