Weg aus Berlin

Promis in Brandenburg: Auszeiten vom roten Teppich

Eva Maria Hagen mit Tochte Nina und Enkelin Cosma Shiva Hagen auf einem roten Teppich
Ob die Damen Hagen auch beim Spaziergang in der Uckermark so auffallen?
So schlecht Berliner auch über Brandenburg reden, Ausflüge ins Umland lieben die meisten Hauptstädter dann doch. Einige verfallen dem (rauen) Charme der Provinz so sehr, dass sie sogar für immer rausziehen aufs Land… darunter auch Promis und Stars.

„Berlin hat Glück – es ist von Brandenburg umgeben“, erklärt Regisseur Andreas Dresen auf Wunsch der Brandenburgischen Staatskanzlei, die immer auf der Suche nach markigen Sprüchen von Promis ist, um das Bundesland endlich aus dem Berliner Schatten zu zerren. So ganz gelungen ist es noch nicht, zumal die letzte Kampagne Es kann so einfach sein nach hinten losging. Der dazugehörige Imagefilm ist ein einziges Berlin-Bashing und kein selbstbewusstes Statement von Dörfern, Kleinstädten und Naturschönheiten. Dabei ist sogar der musikalischste Brandenburg-Hasser Rainald Grebe mittlerweile ganz und gar freiwillig von Berlin (über Hannover) in die Uckermark gezogen.

Traumziel: Uckermark

Achja, die Uckermark: Nur 80 Kilometer trennen uns Berliner von diesem kleinen Paradies, das mit seinem Seenreichtum protzen könnte… macht es aber nicht. So still wie die Umgebung, so leise haben sich neben Grebe auch andere Promis wie Eva Padberg, Devid Striesow  und Eva Maria Hagen hier niedergelassen. Mit viel Liebe haben sie alte Güter renoviert, Ferienhäuser zum Hauptwohnsitz erkoren oder aus DDR-Bauten Schmuckstücke gemacht. Und statt glanzvoll bis in die Puppen zu feiern, stehen sie mit den Hühnern auf.

 

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Ein Beitrag geteilt von eva padberg (@thepberg) am Jul 16, 2018 um 5:52 PDT

Falls einer der Neu-Brandenburger Marmelade braucht oder ein paar Tipps, welche Pilze essbar sind, kann er sich getrost nach Lindow an Ralph Schwachmeier wenden, der außerhalb der Idylle als Ralph Herforth den harten Kerl in zahlreichen TV-Filmen gibt. Und Michael Gwisdek hat sich seinen eigenen Hollywood-Traum in der Schorfheide erfüllt: Aus dem alten Gut seiner Tante hat er ein US-taugliches Country-Areal gezaubert  und dort sogar schon seinen ersten Western auf 8 mm gedreht. Während in Berlin ja bei Trennungen Schlammschlachten auf der Tagesordnung stehen, bleibt man in Brandenburg übrigens gut befreundet und Nachbarn. Kein Wunder also, dass auch Gwisdeks Exfrau Corinna Harfouch noch immer in der kleinen Gemeinde nördlich von Berlin lebt.

Viehzucht statt Galadinner

Dass Promis nicht nur (edel) renovieren können, sondern sich auch ganz und gar auf das Landleben einlassen, beweisen vor allem Sarah Wiener und Max Moor. Beide sind stolze Gutsbesitzer – mit passendem Knowhow. Die (TV-)Köchin Sarah Wiener betreibt bei Angermünde auf Gut Kerkow ganzheitliche Landwirtschaft und versorgt die Region und Berliner Feinschmecker mit besten Fleisch- und Wurstwaren, das Titel-Thesen-Temperamente-Fernsehgesicht Moor züchtet einige Kilometer weiter südlich Wasserbüffel und Galloway-Rinder. Ja, und natürlich machen beide das nicht solo. Während sie ihren Promi-Status in der Fernsehlandschaft ausbauen, stehen Frau Wiener zwei Partner und viele Angestellte zur Seite und für Herrn Moor schmeißt die Ehefrau den Demeter-tauglichen Hof in Werneuchen.

 

Außerdem lassen zwei populäre Schriftstellerinnen ihre Gedanken in Brandenburg schweifen. Erfolgreich, wie sie mit ihren Bestsellern beweisen. Karen Duve verfasst in der Märkischen Schweiz mit erbarmungsloser Ehrlichkeit und satter Ironie ihre Romane,  Juli Zeh zog es mit der Familie nach Barnewitz ins Havelland, wo sie der Dorffunk zu neuen Storys inspiriert. Das funktioniert auch für Regisseur Dani Levy, der in Mögelin auf Komödien wie Alles auf Zucker kommt.

Inspirationsquelle Schwielowsee

Aus der Schreibkrise wollte sich Adel Tawil vor wenigen Jahren am Schwielowsee ziehen, ob er wegen Albert Einstein darauf kam, der seine Sommerzeit vor 1930 in einem Caputher Häuschen genoss, oder wegen Jörg Schüttauf, der ganzjährig sein Glück hier findet? Man weiß es nicht. Um die Ecke lebte bis vor kurzem auch der gaaanze Kling-Clan – in Wilhelmshorst. Seit Gerit der Liebe wegen auf eine Insel in Potsdam gezogen ist, verbleiben dort immerhin noch Schwester Anja mit Anhang und die Eltern der beiden Schauspielerinnen.

 

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Ein Beitrag geteilt von CAPITIS STUDIOS / BERLIN (@capitisstudios) am Okt 5, 2018 um 11:18 PDT

Natürlich gibt es auch Hauptstädter, die den Sprung in die weite Natur nicht so ganz wagen und sich in einem Ferienhäuschen langsam an die unverbaute Umgebung gewöhnen. Im Falle des Vorzeigerussen aus Prenzlauer Berg – Wladimir Kaminer – handelt es sich tatsächlich nur um eine kleine Datscha nördlich von Berlin, wo er der Berliner Hektik entkommen kann. Schauspielerin Natalia Wörner, die vielleicht auch aus bundespolitischen Gründen in der Hauptstadt verweilen muss, hat immerhin einen ansehnlichen Bauernhof für ihre Auszeiten zur Verfügung.

Gummistiefel und Knochenarbeit

Für Pferdenärrin Nadeshda Brennicke kommt schon seit langem kein Hauptstadtleben mehr in Betracht. In Wriezen haben ihre Pferde Auslauf und sie braucht nicht zu verstecken, dass sie lieber Gummistiefel trägt als High Heels. Nicht ganz so weit weg von der Großstadt hat sich Florian Lukas mit seiner Familie niedergelassen. In Kleinmachnow ist er bestens angebunden und doch nah an Feld und Wiesen. Berlin sei ihm manchmal zu aggressiv, sagt der Schauspieler, der in Prenzlauer Berg aufgewachsen ist. Auch Désirée Nick hatte genug von Zehlendorf, wo sie geboren wurde, Charlottenburg, wo sie groß wurde, und Wilmersdorf, wo sie zuletzt wohnte, und zog raus nach Falkensee. Dort kümmert sie sich nun allein um ein großes Haus und ordentlich viel Grund und spürt die selbstgewählte Bodenständigkeit bis in die Knochen.

 

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Ein Beitrag geteilt von Nanu (@nadeshda_brennicke) am Sep 30, 2018 um 7:16 PDT

Von den in Brandenburg geborenen Stars sind nur wenige wie die Kanutin Birgit Fischer (heute Bollmannsruh) wieder in die Heimat zurückgekehrt. Anna Loos aus der Havelstadt Brandenburg lebt in Spandau, Paul van Dyk aus Eisenhüttenstadt ist Grunewäldler, Jürgen Drews fühlt sich als Mallorquiner, ist aber in Nauen geboren, und Henry Maske boxte sich von Treuenbrietzen aus nach Overath bei Köln. Kati Witt aus Falkensee, Schwimmerin Britta Steffen aus Schwedt, die Diskuswerfer-Brüder Christoph und Robert Harting aus Cottbus fanden alle in Berlin eine neue Heimat.

Herzenssache Brandenburg

Brandenburg hat aber Potenzial und Platz. Das hat auch Prinz Frédéric von Anhalt in Kalifornien vernommen. Deshalb ist der mehr als bemüht, Tim Bendzko dessen Anwesen in Hennickendorf abzukaufen: mit 1,5 Millionen und einem Adelstitel, heißt es. Vor dem Titel steht allerdings die Adoption… Ob Tim diesem Deal wirklich zustimmen wird, ist fraglich – schließlich liebt er seine Mutter doch sehr. Wie auch immer, wer Brandenburg ins Herz geschlossen hat, wird hier auch glücklich werden. Vielleicht sollte man bei der nächsten Image-Kampagne einfach das Volk nach einem passenden Slogan fragen: „Brandenburg – bei uns gibt es noch die Mark“, bietet Ansgar Nehls via Twitter an.

Den Promis in Potsdam widmen wir einen eigenen Artikel.

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