Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

Sarah Tkotsch: Ein fröhliches Kind des Bötzowviertels

Sarah Tkotsch ist in Prenzlauer Berg aufgewachsen ...
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Kommissarstochter, Soap-Star, nun Krankenschwester in einer Erfolgsserie der ARD – die 26-jährige Schauspielerin blickt zurück auf eine bisher zehnjährige deutsche Fernseh-Karriere. Wohnhaft ist Tkotsch im Bötzowkiez, dem sie seit ihrer Kindheit treu geblieben ist.

Sarah Tkotsch gehört zu der nicht alltäglichen Sorte von Menschen, die offen, charmant und gesprächig sind, gleichzeitig aber sehr gut zuhören können. Wie passend, dass sie ab Mai in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“ als Krankenschwester Julia Weiß zu sehen ist – eine Figur, die die Schauspielerin als „sehr quirlig und unfassbar empathisch“ beschreibt. „Sie tut Dinge für Patienten, die sie eigentlich gar nicht tun sollte und vernachlässigt dadurch ihren Job“, so Tkotsch.

Das Format läuft seit 1998 im Abendprogramm – das Geheimnis seines Erfolgs sieht auch die künftig mitwirkende Berlinerin in den Feel-Good-Geschichten aus der fiktiven Leipziger Sachsenklinik: „Die haben alle so ein bisschen Feenstaub drüber.“ Einmal in einer Arztserie zu spielen war für den großen „Grey’s Anatomy“-Fan Tkotsch irgendwie naheliegend: „Ich wollte als Kind unbedingt Ärztin werden, hatte dann aber Angst davor, dass mir einer auf dem Tisch stirbt und wollte Pathologin werden.“

In ihren früheren Rollen als Tochter des österreichischen „Tatort“-Kommissars Moritz Eisner (dargestellt von Harald Krassnitzer) und als Lucy Cöster in der Dauer-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ musste sie die Pubertät mit allen Höhen und Tiefen durchleben. Für manche Zuschauer im Teenie-Alter wurde Tkotsch durch ihr Mitwirken in der RTL-Produktion sogar zu einer Art Vorbild – und verarbeitete ihre eigenen Erfahrungen daraufhin in einem Ratgeber-Buch. Auch sonst ist sie nicht diejenige, die eine Rolle einfach so ‚runter spielt‘: „Für mich gibt es nichts Schlimmeres als wenn mir einfach nur gesagt wird: ‚Tu es‘ – weil es da steht. Dazu mache ich mir einfach viel zu viele Gedanken.“ Eine Rückkehr zum Erfolgsformat Tatort als Erwachsene wäre für sie durchaus vorstellbar: „Ich wäre natürlich supergerne mal eine richtige Mörderin mit Axt oder Knarre“, sagt Tkotsch und lacht.

Kein Mangel an Arbeit

„In aller Freundschaft“ läuft einmal in der Woche – über zu wenig Arbeit kann sich die Schauspielerin dennoch nicht beklagen. „Ich spreche parallel wahnsinnig viel synchron“, erzählt sie. Darunter ist etwa die Hauptrolle in „Labor Day“, einem US-amerikanischen Drama mit Kate Winslet und Josh Brolin.

Sarah Tkotsch ist zwar nicht wie ihre jüngere, ebenfalls aus Film und Fernsehen bekannte Schwester Sina in Berlin geboren, kam jedoch schon in ganz jungen Jahren in die Hauptstadt. Aufgewachsen ist sie in der Pasteurstraße im Bötzowviertel: „Ich habe damals in einem unsanierten Altbau gewohnt. War nicht hübsch“, berichtet sie. Dennoch gefällt es ihr im Kiez, wo sie nicht umsonst weiterhin lebt: „Es ist eine sehr schöne Gegend, wo ich keine Angst haben muss, nachts als Frau unterwegs zu sein“, so Tkotsch – auch wenn sich „wahnsinnig viel verändert hat“. Sie gehört zu jenen Berlinern, die sich mit den Veränderungen arrangieren, ohne alles völlig unkritisch zu sehen: „Ich würde mir wünschen, dass da noch ein paar mehr Leute von früher wohnen, aber es bringt nichts, mich darüber aufzuregen.“ Etwas stört sie dennoch: „Ich finde es schade, dass viele, die nach Prenzl’berg ziehen, überhaupt keinen Respekt vor der Kultur haben, die hier mal war und sich alles so zurechtbasteln, dass es wie ihr altes Zuhause ist.“

Naturgemäß hat die langjährige Berlinerin Tkotsch viele lieb gewonnene Orte in der Stadt und ihrem Kiez. Eines ist sie jedoch gewiss nicht: eine Shopping Queen. „Ich habe den Alexa-Bunker vor der Nase. Und wenn ich da rein gehe, weiß ich auch genau was ich will und bin danach schnell wieder raus.“ Viel lieber ist sie an der frischen Luft, naheliegender Weise gerne im Volkspark Friedrichshain, wo sie beispielsweise Badminton und Tischtennis spielt – oder sich einfach erholt. Auch mit dem Fahrrad ist Tkotsch häufig unterwegs. Es gibt jedoch Orte in der Umgebung, die für sie an Reiz verloren haben: „Das SEZ fand ich als Kind richtig gut, als es noch ein Schwimmbad war, und ich verstehe bis heute nicht, warum es keins mehr ist“, so Tkotsch.

Casting ja – aber bitte nicht vor dem Klub

Mit dem kulinarischen Angebot in der Gegend ist sie zufrieden – Sterneküche muss es ohnehin nicht sein: „Ich mag das Asia-Stübchen in der Kastanienallee total. Es ist eine ganz kleine Kaschemme, aber sie kochen ohne Glutamat sehr lecker und sind immer freundlich.“ Sie lobt auch das Sorsi e Morsi im Winsviertel – „ein toller italienischer Weinladen“ – und holt sich gerne Eis bei der Kleinen Eiszeit in der Stargarder Straße.

Natürlich geht die Schauspielerin abends schon mal ins Kino – allerdings nicht so gern in das schöne Filmtheater am Friedrichshain, das direkt am Volkspark liegt. Hier wurde ihre Schwester Sina früher wegen ihres Alters abgewiesen. Bei Sarah ist das irgendwie hängen geblieben: „Ich gehe lieber in die UCI Kinowelt am Friedrichshain an der Landsberger Allee.“ Um danach vielleicht noch in die vielfältige Klub-Landschaft der Hauptstadt einzutauchen – auch dort hat Tkotsch einige Favoriten: „Ich finde den Brunnen toll, das Chalet. Das Berghain fand ich mal cool, aber ich mag diese Türpolitik nicht. Dieses Casting vorne an der Tür finde ich unsympathisch.“ Lieber macht sie einen Abstecher nach Tempelhof ins Silverwings zur „Eis am Stiel“-Party: „Da wird Eis verteilt und der DJ ist schon 70“.

Auch das passt ins Bild, das am Ende des Gesprächs bestehen bleibt. Sarah Tkotsch schert sich nicht mehr als nötig um Altersgrenzen oder andere Unterschiede zwischen den Menschen. Und liefert uns einen Abschluss nach Maß: „Berlin sollte wieder offener sein. Die Leute stecken sich zu schnell in Schubladen. Ich fände es schön, wenn es wieder mehr Durchmischung und Offenheit untereinander gäbe.“

Foto Galerie

Sarah Tkotsch: Ein fröhliches Kind des Bötzowviertels, Pasteurstraße, 10407 Berlin

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