24 Millionen Euro soll das neue In-vivo-Pathophysiologie-Labor (IPL) in Buch kosten. In der 2000 Quadratmeter großen Anlage, die dem Max-Delbrück-Zentrum (MDC) angegliedert wird, erhielten 4000 zusätzliche Mäusekäfige Platz, wie ein Sprecher des MDC am Sonntag mitteilte. Die Tiere werden für die medizinische Grundlagenforschung eingesetzt und mit dem bis 2016 fertiggestellten Labor erhöht sich die Anzahl der Käfige im MDC bis 2020 auf 19.800. In jedem Käfig werden durchschnittlich drei Mäuse gehalten.
Bie Tierschützern löst der geplante Neubau Proteste aus. In einem Offenen Brief fordern sie den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf, das Bauprojekt zu stoppen. Mit dem ILP würde die Koalition ihr im Koalitionsvertrag festgehaltenes Versprechen, die Tierversuche in Berlin einzuschränken, brechen. Am 11. August rufen Tierversuchsgegner daher zu einer Protestaktion auf. Um 14 Uhr wollen sich Tierschutzbund und Tierschutzvereine aus Berlin und Brandenburg gemeinsam mit Claudia Hämmerling (Grüne) vor dem MDC-Campus in der Robert-Rössle-Straße 10 gegen den Neubau stark machen.
Politik trotzt den angekündigten Protesten
Der Senat zeigt sich unnachgiebig: „Berlin ist Forschungshauptstadt und soll das auch bleiben“, so Daniel Buchholz, der tierschutzpolitische Sprecher der SPD. Zwar halte man an dem Ziel fest, Berlin „möglichst schnell zu einem Kompetenzzentrum für tierversuchsfreie Forschung“ auszubauen. Doch künstliche Organe oder Computersimulationen könnten die Versuche an lebenden Tieren bisher nicht ersetzen.
Trotzdem gäben die Zahlen Anlass zur Hoffnung. 2011 seien in Berlin mit 375.261 Tieren 2 Prozent weniger bei Versuchen „verbraucht“ worden. Auch Nicolas Zimmer von der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Forschung unterstützt das Neubauprojekt. Ziel sei es „bessere Forschungsergebnisse mit weniger Tieren zu erreichen, und zwar bei besseren Haltungsbedingungen für die Tiere“. Weiterhin bleibe man bei dem Ziel, „die Zahl der Tierversuche weiter zu beschränken“.
Das MDC begründet den erhöhten Bedarf auch mit dem Wachstum der Forschungseinrichtung. Bis 2020 werden 30 Prozent mehr Wissenschaftler am Institut tätig sein. Im Vergleich dazu erscheine die Zunahme der Tierversuche um 14 Prozent als relativ gering.
Berlinweit führen 58 Einrichtungen Tierversuche durch. Am meisten Versuchstiere werden in der Charité gehalten.