Sie ist ein echter Touristenmagnet. Mit nur 1.800 Metern Länge ist die U55 die kürzeste U-Bahn Berlins. Gerade einmal drei Stationen befährt die Linie, der der Volksmund den Beinamen „Kanzlerbahn“ verpasst hat. Grund für den liebevollen Beinamen ist der Streckenverlauf durch das Regierungsviertel der Bundeshauptstadt. Seit ihrer Eröffnung am achten August 2009 befördert die Mini-Linie U55 tagtäglich Fahrgäste vom Berliner Hauptbahnhof über die Station Bundestag bis zum Pariser Platz direkt vor dem Brandenburger Tor. Die Strecke wird bisher im einseitigen Pendelverkehr bedient.
1994 vereinbarten die Stadt Berlin und der Bund die Verlängerung der bestehenden U-Bahnlinie U5 vom Alexanderplatz bis zum geplanten neuen Hauptbahnhof. Bereits ein Jahr später setzte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl den ersten Spatenstich. 2001 folgte eine Zwangspause: Die Bankenkrise zwang den Berliner Senat zum vorläufigen Baustopp. 2004 wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen, die Strecke der U55 ist ein Teil der geplanten Streckenerweiterung. Noch vor der Fußballweltmeisterschaft sollte die Eröffnung der Mini-U-Bahnlinie gefeiert werden. An der Station Brandenburger Tor hatte die BVG dann jedoch mit einem Wassereinbruch zu kämpfen, und so wurde nichts aus der geplanten Feier.
Anschluss an die U5 für 2017 geplant
Auch eine Mini-U-Bahn kostet eine Menge. 320 Millionen Euro schluckte das Bauprojekt, das sich über 14 Jahre hingezogen hatte. Immerhin, die drei U-Bahnhöfe an der Strecke glänzen im wahrsten Sinne des Wortes mit ihrer Sauberkeit, es soll ja ein guter Eindruck bleiben bei den anzugtragenden Berlinbesuchern, die diese Bahn so gerne nutzen.
Seit 2010 wird in Berlin-Mitte wieder gebuddelt. Das fehlende Verbindungsstück zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor soll bis 2017 fertiggestellt werden. Entlang der Strecke sollen die drei weiteren Bahnhöfe Berliner Rathaus, Museumsinsel und Unter den Linden entstehen. Erst, wenn dieser letzte Abschnitt der U55 fertiggestellt ist, so der Plan, wird die U55 an die „Mutterlinie“ U5 angeschlossen. Der Name U55 entfällt. Die kürzeste U-Bahnlinie der Stadt ist dann Geschichte.