„Wo sind eigentlich die ganzen Berliner am Wochenende?“, fragte sich Konzeptleiter Frank Duske vor einiger Zeit, als Freunde und Bekannte irgendwie überall, aber an den freien Tagen oft nicht in Berlin waren. Dabei fiel ihm auf, dass sich viele im Umland erholten. Hier hatten sie sich einen Rückzugsort gesucht, um die Batterien aufzuladen und ihre Gedanken zu sammeln.
Das brachte Duske, lange Jahre in der Filmbranche tätig und heute „Immobilien-Entwickler“, auf die Idee, einen solchen Rückzugsort im Berliner Umland zu suchen. Als ihm dann sein Kollege Jan Kretzschmar, ein erfahrener Bauprojektentwickler, die Beelitzer Heilstätten vorschlug und erste Gespräche vielversprechend verliefen, war klar: Das könnte klappen.
Historischen Gebäuden neues Leben einhauchen
Darum arbeiten Duske und Kretzschmar seit 2014 unter dem Projekttitel Refugium Beelitz daran, einem Teil der historischen Beelitzer Heilstätten neues Leben zu bescheren. Eine alles andere als einfache Aufgabe, denn um die 1902 errichteten Gebäude hat sich seit 22 Jahren niemand gekümmert. Das verdeutlichen der Müll und die Wildpflanzen, aber insbesondere die Gebäude selbst mit löchrigen Dächern, kaputten Fenstern und maroden Wänden.
Alles Dinge, die man ab August in Angriff nehmen wird, wenn die Bauarbeiten beginnen. Mithilfe einer „sensiblen Sanierung“ soll einerseits der historische Charme der Heilstätten bestehen bleiben, aber andererseits die Umgebung an den Standard der Gegenwart angepasst werden: „Was ruiniert ist, müssen wir ersetzen, aber das Verwitterte wollen wir auf jeden Fall erhalten“, so Projektleiter Duske.
Ein Stück Berlin in Beelitz
Ziel von Duske und Kretzschmar ist ein „Creative Village“, ein Rückzugsort für Kreativschaffende aus Berlin. „Egal ob Maler, Modeschöpfer oder Musiker: Sie alle sollen sich hier wohl fühlen“, so Kretzschmar. Auf dem Areal sollen in den drei denkmalgeschützten Gebäuden Künstlerateliers und -studios, aber auch Eigentums- und Mietwohnungen entstehen. Diese kann man sich teilweise bereits jetzt schon reservieren.
Und nicht nur Kreativschaffende sind daran interessiert: „Eigentlich kann jeder hier einziehen, den das Konzept des unorthodoxen Wohnens überzeugt und der sich vorstellen kann, in einer heterogenen Gruppe zu leben“, so Duske. Einige Künstler hätten sich hier bereits ihren Platz im Refugium, ihr „Stück Berlin in Beelitz“ gesichert. Aus der Stadt Beelitz selbst sei bis jetzt allerdings niemand an ihn herangetreten, auch „weil viele hier bereits schöne Häuser besitzen und ein Umzug nach Heilstätten schlicht nicht notwendig ist.“
Künstlerdorf mit Potenzial
Dass das Food-Festival „Spargel International“ auf dem Gelände nicht stattfinden kann, findet Projektleiter Duske schade: „Wir hätten das gerne gemacht. Es waren tolle Bands und Köche angekündigt, aber die an uns gestellten Vorgaben für die Veranstaltung konnten wir irgendwann nicht mehr erfüllen.“ Stattdessen ruht das Gelände nun – eben bis im August die Baumaßnahmen beginnen, die im Sommer 2017 abgeschlossen sein sollen.
Durch die fortlaufende Planung sollen allerdings Ende 2016 erste Einrichtungen bezugsfertig sein – und das „Creative Village“ eröffnen. Bis dahin, so gesteht Projektleiter Duske, sei es zwar noch ein weiter Weg, aber darauf freue er sich jetzt schon. Vor allem, weil auf dem Gelände dann unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen stattfinden könnten, wenn viele Künstler sowieso vor Ort sind. Und sich dann auch nicht mehr die Frage stellt, wo so mancher Berliner eigentlich am Wochenende ist: Nämlich vielleicht in den Beelitzer Heilstätten.