Am Anfang meiner Begegnung mit Larsito steht ein Paradoxon: Ich treffe ihn im April, obwohl es doch Juni ist. Wie das geht? Ganz einfach: Das Café, das der Sänger als Treffpunkt vorgeschlagen hat, heißt „April“. Bevor mir der 34-Jährige das Viertel zeigt, in dem er groß geworden ist, plaudern wir hier, im schick-entspannten Ambiente, über Berlin, Kolumbien und Kuba. Uuuund: Natürlich auch über sein neues Soloalbum „Etwas bleibt“, das Ende Mai erschienen ist und Berliner Lässigkeit mit lateinamerikanischer Lebenslust mixt.
Der Sänger verrät: Maßgeblich entstanden ist das Album auf zwei Reisen, es ging nach Kolumbien und Kuba. In Tolù, einem kleinen Küstenort in Kolumbien, hat der gebürtige Berliner mit kolumbianischen Wurzeln Onkel, Tanten und Cousins getroffen, an seinem Solodebüt gearbeitet und das lateinamerikanische Lebensgefühl in sich aufgesogen – und zwar voll und ganz: „Wenn ich nach Kolumbien fahre, dann bin ich hundertprozentig da“, sagt er.
Auf dem Album bringt er zwei Welten zusammen: Er singt auf Deutsch, doch Rhythmik und Instrumente sind stark lateinamerikanisch geprägt. „Etwas bleibt“ generiert also etwas Gemeinsames. Im Gespräch spricht der Sänger auch über Unterschiede: „Was in Berlin echt einmalig ist – und was man nicht merkt, wenn man hier lebt und keinen Vergleich hat -, ist die generelle Sicherheit, die man hier hat.“ Er ergänzt: „In Kolumbien und Südamerika muss man schon gucken, wo man Abends lang geht.“
„Schön, Dich zu sehen!“ – Wir treffen alte Freunde
Gehen ist unser Stichwort: Wir verlassen das Café und machen uns auf den Weg in das alte Viertel des Sängers – mittlerweile wohnt er „ganz tief im Westen“ der Hauptstadt. Wo genau, das verrät er nicht. Nach ein paar Schritten stehen wir vor der „Berlin Burrito Company“. Mit Handschlag und Umarmung begrüßt er den Besitzer. Man kennt sich, ist lange befreundet. Die beiden erinnern sich an früher und kommen ins Quatschen: über ‚Drüben‘. Die beiden sind in Westberlin aufgewachsen, die ehemals geteilte Stadt hat sich im Wortschatz eingebrannt.
Durch Schleichwege und kleine Gassen geht´s weiter, Larsito kennt sich aus. Und dann stehen wir auch schon vor seiner ehemaligen Wohnung. Gute sechs Jahre hat er hier gelebt. Unter anderem, so sagt er, sei hier die Idee für den Culcha Candela-Hit „Hamma“ entstanden.
„Ich finde es wichtig, dass man mit der Sprache spielen kann“
A Propos „Hamma“ – mit „a“ statt mit „er“: Wir kommen auf die Sprache und den Umgang mit ihr zu sprechen. Der Sänger hat eine klare Meinung dazu, von spitzfindigen Wortpolizisten hält er wenig: „Ich finde es wichtig, dass man mit der Sprache spielen kann. Wenn das nicht so ist, dann ist man in einem Korsett, dann hat man auch weniger Lust, etwas mit der Sprache anzustellen.“
Gerade der Sprache wegen, das untermauert Larsito, ist ihm ein Track auf seinem aktuellen Album besonders ans Herz gewachsen: „Ein ganz wichtiger Song für mich persönlich ist eigentlich der erste Track mit dem Titel ‚Bäume‘“. Auch seine alte Schöneberger Bude spielt hier eine Rolle. Das Lied beginnt mit den Worten: „Berlin, Schöneberg, der Beat, mein Herz.“ „Das zweite Gesprochene Wort auf meinem Album ist Schöneberg,“ bemerkt der Sänger vielsagend. Was beim Spaziergang ganz deutlich wird, findet sich manchmal ganz direkt, manchmal aber auch verborgener auf dem Album wieder: Man merkt, wie wichtig und nah Larsito sein Heimatkiez ist.
Weitere Informationen zum Album und zur Person findet ihr auf der Homapage von Larsito.