Dudelsäcke assoziieren viele mit den schottischen Highlands oder irischen Pubs. Als uns an diesem Tag die Töne aus der sogenannten Sackpfeife zu Ohren kommen, sitzen wir allerdings in einem Hinterhof in Weißensee. Dort steht die kleine Werkstatt von Matthias Branschke. Sie ist Berlins einzige Dudelsackmanufaktur, in ganz Deutschland gibt es nur rund zwanzig Hersteller. Außerdem ist Matthias einer der erfolgreichsten Sackpfeifer des Landes – so heißen seit Jahrhunderten die Männer, die das Instrument beherrschen.
Die Ossis haben den lautesten
„Dudelsäcke, die man heute auf Mittelaltermärkten spielt, sind eher eine Ost-Erfindung“, klärt uns Matthias auf. Mit dem Revival der Folk-Musik in den 70er Jahren wolte man auch in Ostdeutschland Dudelsack spielen, dazu hatte man aber kaum Zugang. Also erfand man im Osten eine eigene Sackpfeife, die besonders laut war. Das Modell wurde entsprechend „Marktschwein“ oder „Osthupe“ gennant. „Die Namen hört man in der Szene im Osten nicht mehr gerne. Ich finde das schade. Das sind doch coole Begriffe“, so Matthias. Insgesamt fasziniert die Geschichte des Instruments den 28-Jährigen noch heute: „Der Dudelsack ist ein traditionelles Ding, das zur deutschen Volksmusik gehört. Das ist also mein Background. Und man muss damit nicht unbedingt irische Musik machen. Das können die Iren besser.“ Wie sich eine traditionelle deutsche Melodie anhört, zeigt er übrigens in diesem Video.
Auf der Warteliste fürs Dudelsack-Karma
Hier, das heißt in Weißensee. „Weil man hier seine Miete noch bezahlen kann.“ Die Gentrifizierung lässt auf sich warten. Und es beschwert sich auch keiner, wenn Matthias auf einem seiner drei Modelle probedudelt. Die unterscheiden sich durch die unterschiedliche Anzahl der Pfeifen, die aus dem Ledersack ragen. Sie entscheiden, wie satt der Bordun, der permanente Brummton, und die hohen Töne klingen. Außerdem hat Matthias einen Dudelsack entwickelt, der einen Halbton mehr als andere und außerdem stakkato spielen kann. Ob es daran liegt, dass die Warteliste für die Dudelsäcke aus Berlin-Weißensee so lang ist, dass man aktuell zweieinhalb Jahre auf einen handgefertigten Dudelsack warten muss, der zwischen 950 und 3000 Euro kostet? Nicht nur! Denn auch bei gleicher Herstellungstechnik klingen die Instrumente von jedem Dudelsackbauer anders. Wir scherzen über Karma, aber Matthias meint es ernst, wenn er sagt: „Ich hoffe, dass ich irgendwann mal komplett dahintersteigen werde, wie das funktioniert.“

Mehr Infos über die Dudelsackmanufaktur erfährst du auf dieser Homepage. Wenn du Matthias live spielen sehen möchtest, halte nach Auftritten der Duos Branschke Zloch oder T.K.P. Ausschau. In der Adventszeit spielen T.K.P. auch ein Weihnachtsprogramm: am 01.12. in Sepp Maiers 2Raumwohnung, am 11. 12. im Haus der Sinne und am 18.12. 2015 in der Wabe.