Teltowkanal - Berlin ist eine Open Air-Stadt: Tanzflächen, Freilichtbühnen und Kinos unterm Sternenhimmel sprießen in den Sommermonaten nur so aus dem Boden. Nun kriegt die Hauptstadt ein neues Oben Ohne-Highlight. Und das, kein Scherz, sprießt tatsächlich aus dem Boden: Auf dem Zeltplatz Bäkewiese in Zehlendorf entsteht die erste Weidenkirche Berlins. Ein Baustellenbesuch der anderen Art ….
Schmatz, schmatz. Hier ist es schön schlammig, man muss aufpassen, nicht im Schlick des Bodens steckenzubleiben. Vorbei an zwei Vereinshäuschen geht’s auf einem schmalen, baumgesäumten Weg bergab, hinunter auf die Wiese. Man staunt über die grüne Oasen-Lichtung, lässt den Blick schweifen und bleibt schließlich mit den Augen kleben. Aber woran? Einem absurd gewachsenen Riesenbusch? Einem futuristischen Baugerüst? Nein und nein: Auf dem Kinder und Jugendzeltplatz Bäkewiese, in greifbarer Nähe zu Potsdam am äußersten Rande Berlins gelegen, befindet sich wohl die grünste und außergewöhnlichste Baustelle der Stadt. Hier entsteht eine offene Kirche aus Weidenruten – ein grünes Gotteshaus.
Die „evangelische Schülerarbeit (BK) Berlin“ hat ein Projekt aus dem Boden gestampft, das einzigartig ist für die Region. In Eigenregie entsteht hier eine Freiluftkirche, in deren Kuppelgebilde circa 100 Menschen Platz finden sollen. Als Vorbild dient eine Weidenkirche im bayerischen Pappenheim. Man arbeitet zusammen und lernt voneinander.
In den vergangenen Wochen haben circa 100 Schüler aus verschiedenen evangelischen Gemeinden mit angepackt und den Rohbau, so man denn bei einer Weidenkirche überhaupt davon sprechen kann, fertiggestellt. 400 Weidenruten haben die Schüler und Helfer eingepflanzt, nun soll sich das Grün um die formgebende Stahlkonstruktion ranken. Takeshi Otani, einer der Initiatoren des Projektes, betont allerdings, dass allein die Manpower der Schüler nicht reicht: Architektur, Statik und Landschaftsgärtnerei sind schließlich keine Unterrichtsfächer. Und so wurden Kooperationspartner mit ins Boot geholt: Unter anderem halfen und helfen Azubis der Hans-Böckler-Schule für Konstruktionstechnik, die Rixdorfer Schmiede die TÜV-Akademie und der Trebbiner Gerüstbau beim Gelingen des Projekts.
Ganz aktuell steht die Bodenfrage auf dem Plan: Für das Innere der Kirche wurden bereits Natursteine ausgesucht, über die genaue Formierung wird noch beratschlagt. Bis spätestens zum 6. Juli sollte das allerdings geschehen sein, denn für diesen Tag ist ein Widmungs-Gottesdienst angesetzt. Durch diesen Hoheitsakt erhält die Weidenkirche einen öffentlich-rechtlichen Sonderstatus: Gottesdienste, Taufen und Hochzeiten könnten dann hier abgehalten werden. Anfragen soll es schon heute geben. Doch bis dahin muss, fast im wahrsten Sinne des Wortes, erst einmal ein bisschen Gras über die Sache wachsen. QIEZ bleibt dran und berichtet von weiteren Fortschritten auf der Baustelle.
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