Wenn es darum geht, wer das nächste neue indische Restaurant testen mag, herrscht bei uns in der Redaktion verhaltene Stille. „Inder testen“ fällt nicht gerade in die Rubrik „Alle schreien gleichzeitig hier“. Allerdings handelt es sich beim India Club Berlin nicht um irgendeinen Inder, sondern um ein Adlon-Kind, das edle Speisen verspricht. Deshalb haben wir hier gern probiert.
Die Einrichtung mit ihren schweren Mahagonisesseln mit bunten Kissen, bespannten Holzparavents, dem verspiegelten Kreis an der Decke und verspielten Leuchtern aus Murano-Glas wirkt stilecht. Wie in einem Luxushotel in Indien, einem echten Märchenpalast. Fürs farbenfrohe Design zeichnet Anne Maria Jagdfeld, die Frau des Hausherrn Anno August Jagdfeld, verantwortlich. Sie hat sich dafür den Londoner Innenarchitekten Richard Blight ins Boot geholt. Die Gastfreundschaft des Personals tut ihr Übriges, um sich von Anfang bis Ende prinzessinnengleich entführt zu fühlen.
Serviert werden für uns auf den hübschen bunten Signature-Tellern die Chef’s Signature Dishes. Sodass wir die Geheimrezepturen des Chefs kennen und schätzen lernen können. Küchenchef, das ist übrigens Manish Bahukhandi, der in den besten Restaurants Indiens gekocht hat und über ein stattliches Renommee verfügt.
Geheimrezept: Chicken Curry
Zum Start werden Papadam-Röllchen an drei Dips gereicht, die gewisse Grundschärfe von Mango Chutney, Tamarindensauce und Minzkorianderchilisauce ist authentisch. Als Vorspeise gibt’s das sogenannte Pindi Chole with Kulcha. Wir lassen uns überraschen. Es kommt ein Kichererbsencurry im Porzellantöpfchen – ja, das ist tatsächlich sehr untypisch. Das Kichererbsencurry war herrlich cremig und aufregend scharf gewürzt. Zum Dippen wird ein spezielles Kapa-Brot gereicht, ein fermentiertes, mit Ghee bestrichenes Fladenbrot, das schön warm duftend aus den hauseigenen Tandoori-Öfen kommt. Noch besser schmeckt uns das Naan-Brot mit Zwiebelsamen.
Was uns auch richtig gut gefällt an all dem ist das Teilen, das Brot- und Saucendippen. Und dass dem aufmerksamen Gastgeber wirklich nichts entgeht: auch nicht, dass mir das Curry zeitweise tatsächlich etwas zu scharf ist. Sofort wird uns ein Schälchen mit Gurkenjoghurt an Minze und Kumin, der sogenannte Raita, gebracht. Zum Neutralisieren. Oder einfach den hausgemachten Mango-Lassi bestellen! Raita können wir dir als Side Dish aber nur empfehlen. Dann folgt das Signature Dish Chicken Curry mit butterzartem Hähnchen an cremiger Sauce, ein Familienrezept des Küchenchefs. Das rangiert unter all den Currys, die wir schon hatten, definitiv unter den Top 3. Just to know: Rind- und Schweinefleisch gibt’s auf der Karte traditionell nicht. Geflügel und Lamm stammen vom Bio-Bauernhof der Familie Jagdfeld Gut Vorder Bollhagen. Neben etlichen Tandoori-Spezialitäten (ab 15 Euro) stehen eine Reihe Currys (ab 15 Euro), Vorspeisen sowie Brot- und Reisvariationen zur Auswahl.
Wer noch Platz hat, lässt sich zum Ausklang das exotische Safraneis – Achtung, das ist unerwartet hart von der Konsistenz! – schmecken oder probiert den Kardamommilchreis. Beide sorgen nochmal für aromatische Geschmacksexplosionen aufgrund der vielen Gewürze, so wie es sich für die traditionelle indische Küche gehört.
Fazit: Wer von einem indischen Restaurant mehr erwartet als einfaches Sahne-Curry und wer authentisch indisches Essen in Berlin bisher kläglich vermisst, der muss den India Club kennenlernen!